Die acht perfekten Tonträger meines Lebens
Billy May war einer der bevorzugten Arrangeure, als Crooner wie Frank Sinatra, Mel Tormé und Nat King Cole ihre große Zeit hatten. Aber um es unter den Jazzkennern und –puristen zu wirklichem Ansehen zu bringen, war er zu jung und zu spät dran. Er spielte Trompete bei Charlie Barnet und im Glenn Miller Orchestra, verfügte aber erst über einen eigenen Klangkörper, als die Zeit der großen Swing-Orchester (bzw. das Schellack-Zeitalter) vorüber war. Selbst der “Metronome”-Herausgeber George T. Simon bedauerte, dass May nicht zehn Jahre früher angefangen habe, eine Band zu leiten.
Abseits solcher Esoterik ist seine Musik die pure Freude. Die “schlürfenden Saxophone” waren eins seiner Markenzeichen, der Witz seiner Arrangements ein weiteres.
Wie so viele Intrumentalmusiker meines Herzens, entdeckte ich Billy May durch einen Brief an das deutsche Büro von Radio Luxemburg, das ich regelmäßig mit Nachfragen nach den Erkennungsmelodien der RTL-Sendungen bedachte. Die Cover-Version des Titels “The Preacher” (Abdikativ der Sendung “Radioskat”) fand sich auf dem EMI-Sampler “Swing Goes On”, der May gewidmet war. Ich hatte das Gefühl, einem Album zu lauschen, so fein waren Gemüt und Temperament der Tracks aufeinander abgestimmt. Sehr viel später – inzwischen hatte ich begonnen, mich systematisch dem Broadway-Musical zuzuwenden – fiel mir auf, dass das teilweise sogar stimmte. Ein Drittel der Stücke stammte aus dem Repertoire von “No Strings”, und Mays Arragement erfüllte nebenbei diese Vorgabe.
Als Thomas Hermanns mich Anfang der 90er nach passender Musik für den neugegründeten “Quatsch Comedy Club” fragte, überzeugte ich ihn (mühelos) von “The Preacher” für den Schlussapplaus und die Verabschiedung der Gäste. Es ist mein Lieblingsstück dieses Bandleaders geblieben, obwohl ich keine Billy-May-Platte, die meinen Weg kreuzte, mehr ungekauft ließ.
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