Die Marvels wie sie wirklich waren: Fantastic Four / Die Fantastischen Vier (2)

Diese Serie mit Artikeln zur Geschichte der Marvel Comics aus dem Silver Age ist eine Übernahme aus dem Fanmagazin „Das sagte Nuff“ (2005-10). Ich bedanke mich herzlich für die Genehmigung, sie hier wiederzugeben. 

Die Fantastischen Vier auf dem deutschen Comicmarkt
von  Daniel Wamsler
http://dassagtenuff.blogspot.com/ (Fortsetzung vom 27.7.2019)


FV Nr. 1_WilliamsSeltsamer Start bei Williams im Januar 1974. Während der Verlag in all seinen Werbebroschüren und Postern mit dem Original-Titelbild von „Fantastic Four“ # 1 (Williams-FV Nr. 2) warb, wurde für die Erstausgabe eine unstimmige Collage verwendet, die den Eindruck erweckt, Reed Richards habe nur ein Bein. Zu allem Überfluss steht Ben Grimm, das Ding, auch noch auf Reeds verbliebenem Fuß. Susan Storm stammt von „Fantastic Four“ # 67 (FV Nr. 63).

Willkommen in der Welt der Fantastischen Vier. Wer nun denkt, es handle sich um eine gewisse Hip-Hopper-Partyfraktion aus Süddeutschland oder die im Jahr 1961 von Stan Lee und  Jack Kirby ins All geschickte und kosmisch verstrahlte Truppe, der irrt sich. Vielmehr geht es um vier Verlage, die es auf geradezu „fantastische“ Art schafften, ihren Lesern und Fans eine Veröffentlichungsweise vorzulegen, die Ihresgleichen sucht.

Teil I
Die ersten Jahre – der BildschriftenVerlag (bsv)
(1966-1973)

Nur fünf Jahre, nachdem die vier Insassen einer US-Rakete erfolgreich notgelandet waren und sich zum „World’s Greatest Comic Magazine!“ gemausert hatten, nahm der in Hamburg ansässige Bildschriftenverlag (bsv) in seiner im September 1966 gestarteten „Hit Comics“-Reihe mit der Nr. 2 eben diese vier Strahlungsopfer – Reed Richards, Ben Grimm, sowie Susan und Johnny Storm – unter Vertrag. Fortan sollten sie ihre fantastischen Abenteuer auch in Deutschland bestehen und in ungeahnte Dimensionen deutscher Verlagspolitik vordringen. Wie bei allen anderen Hit Comics-Helden, mit Ausnahme von „Captain Marvel“, wurde auch bei den „Fantastic Four“ eine Story mitten aus der laufenden Reihe (US # 43) abgedruckt. Was in diesem Fall besonders unglücklich war, da man ausgerechnet das Ende eines Zweiteilers erwischte.
Im Gegensatz zur Konkurrenz vom Ehapa Verlag, wo zeitgleich „Superman“ erschien, druckte man einfarbig, schwarz auf weiß. Lediglich der äußere Umschlag war vierfarbig. Dadurch war es möglich, dass zwei Hit Comics mit einem Preis von je 50 Pfennig genauso viel kosteten, wie ein einzelnes farbiges Superman-Heft.

Die Furchtbaren Vier werden von der Fackel zu Polizei gebracht, das Ding erholt sich im Bett von den Strapazen und Reed und Sue kommen sich händchenhaltenderweise näher. Ein Happy-End wie im Film, vielleicht wäre es da besser gewesen, noch ein US-Heft abzuwarten. Sei’s drum. Als kleine Entschädigung haben Ben Grimms Steinchen schon ihr späteres Design und sehen nicht aus wie ein Haufen Tonerde vor dem Brennen. Die Vorgeschichte dieses Abenteuers brachte der bsv leider erst viel später in FV-Hit Comics Nr. 109. Außerdem steht der Name des US-Letterers Art Simek im Autorenkasten der ersten Seite, obwohl von dessen „Handarbeit“ durch die verwendete Maschinenschrift der deutschen Version so gut wie nichts übrig blieb.

Im Wechsel mit der Spinne erschienen die „Fantastischen Vier“ bis Hit Comics Nr. 22 in den geraden Nummern. Doch schon nach drei Heften schlichen sich Lücken in die Chronologie ein. So wurden in den Nummern 8 und 10 US # 48 und # 50 abgedruckt. Die dazwischenliegende # 49 erschien erst Jahre später als farbiges Hit Comic Nr. 229. Nach der Nr. 22 war nur noch ungefähr jede vierte Hit Comics-Ausgabe ein FV-Heft. Und als schließlich der Umfang – ab Hit Comic Nr. 60 – von bisher 28 Seiten auf 52 Seiten erweitert wurde, begann man damit, zwei aufeinanderfolgende Storys in ein deutsches Heft zu packen. So waren z.B. US # 66 und # 67 in Hit Comics Nr. 61 abgedruckt.

FV 49_bsv_S.1
Fantastic Four # 49 in der verspäteten bsv-Version von 1971 (Hit Comics Nr. 229).

Diese Vorgehensweise hielt sich bis zur Nr. 81, als das Originalmaterial, das in den USA nur einmal im Monat erschien, knapp zu werden drohte. Also fing man damit an, nach den aktuellen Geschichten jeweils eine ältere als Füllstory abzudrucken. Dabei schien man sich nicht sehr um chronologische Abläufe zu kümmern, was vor allem anhand der FV-Ausgaben von Hit Comics Nr. 89 bis 97 zu sehen ist. Dort wurden die US # 34 bis # 36 in umgekehrter Reihenfolge abgedruckt. Immerhin war man so schlau in Nr. 129 die US # 1 als erstes zu bringen, um im zweiten Teil mit der aktuelleren Geschichte fortzufahren. Leider erfolgte der Abdruck wieder inmitten eines Mehrteilers, was zur Folge hatte, dass Teil 3 (von 4) nach dem vorgezogenen Ende (Hit Comics Nr. 117) erschien. In der richtigen Reihenfolge ging es bis zur US # 4 in Hit Comics Nr. 141 weiter. Nach Auslassen der US # 5 und # 6 folgten, der „Antichronologie“ entsprechend, # 8 und # 7. Im letzten Schwarzweißheft (FV Nr. 223) gab es als Zweitstory die # 9, deren Fortsetzung erst sieben Ausgaben später in Nr. 230 zum Abdruck kam.
Ab Nr. 224 waren die Hefte komplett farbig und auf 36 Seiten Umfang reduziert. Bei der Nummerierung der fortlaufenden Einzelreihe (200er-Nummern) wurde die Nr. 227 ausgelassen, dafür gibt es eine ominöse Nr. 203, die zwar einem der ausgelassenen US-Hefte zwischen Nr. 226 (US # 97) und 228 (US #100) entspricht, aber im Gegensatz zu den vorhergehenden Heften geleimt anstatt geklammert ist.

Wie auch bei der „Spinne“ wurden im 200er-Nummernbereich zwei Hefte ausgelassen, als der Verlag in Williams umgetauft wurde. Das könnte durchaus auch daran gelegen haben, dass die Verantwortlichen anlässlich der Feierlichkeiten zuviel des gleichnamigen Birnennektars intus hatten. Im Gegensatz zur Spinne ging man bei den FV allerdings geschickter vor und behielt die fortlaufende Nummerierung bei. So stimmt die Reihenfolge von Nr. 233 bis Nr. 243. Nach Auslassen von US # 118 und 119 sind die Ausgaben in den Nummern 244 – 254 fortlaufend. Die als „Giant-Size“ Heft erschienene # 116 teilte man in zwei deutsche Hefte (Hit Comics Nr. 241-242, bei Willliams in Nr. 112 – 113) auf, womit man den Fans eine weitere verwirrende Nuss zu knacken gab.

Forts. folgt

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