Getränk ans Bett

betr.: 78. Jahrestag der Premiere von „Verdacht“

Joan Fontaine wurde mit der Darstellung einer unscheinbaren Frau berühmt, die es nicht einmal zu einem eigenen Namen bringt: der zweiten Gattin von Mr. de Winter in Hitchcocks „Rebecca“. Gerade wenn wir uns diesen Film heute (nochmals) anschauen, muss uns ihre Schauspielerei in Erstaunen versetzen: sie spielt das verhuschte Mädchen ihrer Schönheit zum Trotz nicht nur sehr überzeugend, sie agiert außerdem vollkommen zeitlos und auf der Höhe unserer Zeit ohne den geringsten Kitsch. Auch in ihrem nächsten Hitchcock-Film „Verdacht“ erlebt sie ihre Romanze als überfordertes Sensibelchen – wenn es ihr dabei auch längst nicht so übel ergeht wie es die Romanvorlage vorgesehen hat.*

Joan Fontaine de Havilland beschrieb das Verhältnis zu  ihrer Schwester, der berühmteren Olivia de Havilland, so: „Ich habe zuerst geheiratet, ich habe vor Olivia einen Oscar gewonnen, und sollte ich zuerst sterben, wird sie zweifellos außer sich sein vor Wut, weil ich sie wieder geschlagen habe!“ Nach Joans Tod  vor ziemlich genau sechs Jahren hielt Olivia noch lange durch – sie ist heute 103.

Die Saat für die Feindschaft der hochbegabten aber sonst sehr ungleichen Schwestern wurde spätestens 1935 gelegt, als beide in Hollywood debütierten. Während Olivia an Errol Flynns Seite rasch zum Star großer Kostümfilme aufstieg, kam Joans Karriere langsam in Gang und geriet Mitte der 50er Jahre ins Trudeln. Fontaine spielte Theater und fürs Fernsehen, machte den Pilotenschein, erlebte vier Scheidungen und adoptierte ein kleines Mädchen aus Peru.
Eines ist ihr nicht zu nehmen: in „Verdacht“ bekam sie das berühmteste und am hellsten leuchtende Milchglas der Filmgeschichte serviert.

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