Geschichte des Komiker-Handwerks (28)

Fortsetzung vom 25. Juni 2020

An einem Ort mussten alle gastieren, die in den 60er Jahren in der Szene etwas gelten wollten. Die Clubs des New Yorker Greenwich Village mauserten sich zum Dreh- und Angelpunkt des Comedy Club Circuit.
Das Programmschema dieser Spielstätten hat sich bis heute erhalten: vor Live-Publikum wurden (planmäßig) 15- bis 20minütige Routines präsentiert, an manchen Abenden wurden neben Lokalgrößen und Stars Amateure präsentiert, andere Nächte gehörten den Amateuren allein, die ohne Gage ihr Material testen durften.

Eine Erkenntnis hatte sich als Goldene Regel durchgesetzt: das Scheitern vor Publikum war der einzige Weg, das Handwerk zu erlernen.
Immerhin dürfen wir davon ausgehen, dass das Subklutur-Auditorium um einiges wohlwollender war als die Touristen im Borscht Belt, mit denen die Vorgängergeneration konfrontiert war.
Auch die Atmosphäre dieser Einrichtungen erleichterte den Auftritt wie auch den Kunstgenuss. Die Nähe (Intimität) beförderte den Dialog zwischen Künstler und Konsument, die Zuschauer saßen so dicht, dass sie einander mit ihrem Lachen anstecken konnten. Wie wichtig und beglückend diese Interaktion gewesen ist, lässt sich heute sogar an ihrem Verschwinden ablesen: ein wirklich erfolgreicher Comedian unserer Tage tritt in einer möglichst großen Halle bzw. Arena auf, in der sich eine völlig andere Art von Austausch entfaltet, die eher an ein Rock-Konzert erinnert.

Auszug aus dem Essay „Humor Omnia Vincit“
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