Satire – Das große Alles-Dürfen

betr.: Leserbriefseite SPIEGEL 36/20210: der Witz in Deutschland steckt in Schwierigkeiten

Die rhetorische Frage, was Satire darf, wird häufig gestellt. Dabei müsste zuvor etwas ganz anderes geklärt werden: ist die besagte Provokation eigentlich komisch? Wäre sie es nämlich nicht, hätten wir es nicht mit Satire, Comedy, Humor o.ä. zu tun sondern mit reiner Bosheit, mit einer unnützen Beleidigung. Einiges wurde in dem betreffenden Artikel nur deshalb untersucht, weil es üblicherweise in einem Kabarett-Format, in einem Comedy-Kontext an uns herankommt. Ansonsten käme vielfach niemand auf die Idee, es hier überhaupt mit einem Witz zu tun zu haben. Es ginge einfach als Gezeter durch, das kein Schwein zur Kenntnis nähme – besonders in Österreich, der Heimat der „umstrittenen“ „Comedienne“ Lisa Eckhart, wie mir ein Einheimischer kürzlich versicherte. Deren auf flotten Krawall hin konstruierte Texte mögen zuverlässig „Hört hört!“-Reaktionen auslösen, „Also sowas“-Rufe oder „Jetzt mach mal’n Punkt“-Reflexe, Zustimmung auf „Ho-Ho“, aber mit Lachen („lachen müssen“ wie es im Sprachgebrauch ja so schön heißt) haben die Geräusche im Saal wirklich nichts zu tun.
Wer die Freiheit der Satire in Anspruch nimmt, sollte erst einmal witzig sein! Auch wenn uns Frau Eckhart vormacht, dass man es offensichtlich nicht muss, um in unserer Humorgesellschaft Erfolg zu haben. 

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