Krimi statt Drama

betr.: 50 Jahre “Tatort”

Der Jubel über dieses Krimi-Jubeldatum ist allerseits – vor allem in den am „Tatort“ beteiligten Rundfunkanstalten. Immerhin die taz hat etwas zu meckern. Nicht zu unrecht weist sie darauf hin, dass es in einer andauernden Ära der Skandale um rechtsradikale Umtriebe in Polizei, Geheimdienst und Bundeswehr ja durchaus ein paar wirklich brisante Themen für die Serie gäbe, aber solche Inhalte sind dort nach wie vor nicht zu finden.

Das hat Methode! Solche Geschichten verstießen gegen einen Kodex der etwas an Horst Seehofers Mantra erinnert: „Es ist verboten, also kann’s nicht sein!“
Vor langer Zeit las ich einmal in der Fernsehzeitung ein Kurzinterview mit Jürgen Roland. Er sagte, es sei doch schade, dass die TV-Krimi-Drehbücher immer von den selben Leuten geschrieben würden. Wer eine Idee hätte, der solle ihm schreiben, und jeder bekäme eine Antwort – versprochen.
Ich schrieb, und tatsächlich rief Jürgen Roland an, um sich meine Idee anzuhören. Seine Begründung dafür, sie abzulehnen, ist unter dem heutigen Gesichtspunkt interessant: Der Täter muss immer von der Polizei gefangen werden, das heißt: vom Kommissar. Das Wort des Altmeisters gilt nach wie vor!

Wie fair, fesselnd und amüsant ein differenziertes Bild der Polizeiarbeit sein kann, konnte man sich (wenn auch nicht im Deutschen Fernsehen) in der Serie „The Wire“ ansehen. Die positiven und negativen Charaktere sind gleichmäßig auf die beiden gegnerischen Parallelwelten – die Polizei von Baltimore und die schwarzen Drogendealer – verteilt. Man kann sich sogar selbst aussuchen, wen man sympathisch oder unsympathisch findet.

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