Status Quo des Mainstreams – Ein Destillat

betr.: „Es war einmal“ von Philipp Oehmke im „Spiegel“ 29 / 2021

Im o.g. Artikel fasst der Autor nebenbei sehr gekonnt den aktuellen Zu- bzw. Zwischenstand unserer Popkultur und ihrer Rezeption zusammen und pflegt ihn historisch ein. Er beschreibt meine Generation des Medienbürgertums, und obwohl mir die beispielhaft genannten Künstler alle wurscht sind, ich mich nie gelangweilt  und die Hoffnung inzwischen aufgegeben habe, es noch zur beschriebenen „Kälte“ zu bringen, finde ich mich und „Unsereinen“ bestens portraitiert.
Da sich diese aufbewahrenswerte Bestandsaufnahme über einen längeren Artikel verteilt, der ein weitaus vergänglicheres Thema hat, sei sie hier herausredigiert und digital abgeheftet.

Der große Kulturpessimist Bret Easton Ellis hat schon vor Jahren den Untergang der popkulturellen Hegemonie diagnostiziert, die sich u.a. durch ein fröhlich-unbekümmertes Machotum auszeichnete (das sich wenigstens nicht besonders ernst zu nehmen schien). Ellis nannte diese seit den 60er Jahren währende Epoche „Empire“. (Daran lässt sich ablesen, wie sehr er sie genossen hat.) Ihr Hauptmerkmal war, verlässlich die Kulturgüter hervorzubringen, die die öffentliche Debatte bestimmten. Dieses Imperium umspannte die Periode von Elvis Presley über New Hollywood bis zu Madonna und vielleicht noch Britney Spears in den Nullerjahren. Danach, mit dem fortschreitenden neuen Millennium, hat sich die Popkultur zunehmend verfranzt und verzweigt und ihre verbindende Kraft eingebüßt.
Die letzte Generation, die unter den „Empire“-Bedingungen lebte, waren die Nachfolger der Boomer und Vorgänger der Millennials, „Generation X“ genannt. Es sind die Kinder der 80er und 90er Jahre, geboren Mitte der 60er bis 1980, denen relativer materieller Wohlstand sowie allgemeine politische Sorglosigkeit erlaubten, einen gelangweilten, ironischen und kalten Blick auf die Welt zu entwickeln.
Ein typisches Merkmal dieser Leute war die genüssliche Verbreitung von enzyklopädisch angesammeltem popkulturellem Spezialwissen. Keine andere Jugend verfügte über die Muße, aber auch das gewisse Maß an existenzialistischer Not, um sich in die verwinkeltsten Belange dieses Repertoires hineinzudenken. Für die nachfolgenden Generationen gab es schlicht keinen Grund mehr, all das zu wissen, war jede Information doch nur einen Klick entfernt.

Schöner könnte ich’s auch nicht sagen.

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