Endlich wiedergesehen: „Endstation Sehnsucht“

Ich halte mich von einem Großteil der aktuellen Popkultur fern, vor allem von Filmen und Popmusik sowie den wuchernden Shiny-Floor-Showsendungen im Fernsehen. Das gebietet schon die Selbstachtung. Wie sehr mich diese Dinge dennoch erreichen – auf Umwegen, im Grundrauschen des großstätischen Miteinanders –, wie sehr sie ein leises Werk der beiläufigen Kapitulation und Abstumpfung vorantreiben, konnte ich gestern abend erleben.
In kleiner Runde sahen wir uns „Endstation Sehnsucht“ zusammen an. Für mich war es das erste vollständige Wiedersehen mit diesem Klassiker des Theaters wie des Kinos seit Jahrzehnten. Überhaupt habe ich Tennessee Williams lange nicht mehr ausführlich genossen. Ich war so unsagbar bewegt von der Raffinesse des Konfliktes und jedem Wort, dass aus dem Munde dieser Schauspieler kam (aus den Mündern, denn – ja! – ich habe die hinreißende zeitgenössische Synchronfassung eingelegt), so betört von der Atmosphäre dieser Studiobauten (die Nouvelle Vague hatte Pause und wurde nicht vermisst), der Schwarzweißfotografie, der unbeschreiblichen Musik von Alex North. Kurzum: mein Eskapismus führte mich ganz tief ins wirkliche Leben hinein.
Es gab auch eine Überraschung. Die zentrale Figur der verpeilten Southern  Belle Blanche DuBois erregte von Anfang an meinen Widerwillen – beim letzten Mal war ich noch bestrebt gewesen, ihr mit Verständnis begegnen zu wollen.

Heute morgen hieß es: Aufwachen!
Doch um es mit Irving Berlin zu sagen: „The song is ended, but the melody lingers on“!

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