Lucky in Luxembourg

betr.: 80. Geburtstag von Frank Elstner

Erfreulicherweise kam Frank Elstners Arbeit bei Radio (Tele) Luxemburg in seinem Portrait zum 80. Geburtstag doch recht ausführlich zur Sprache. Radio ist – so wie das Theater und anders als das Fernsehen – ein flüchtiges Medium, und Elstners Jahre dort gehören zu seinen spannendsten und verdienstvollsten.
Wenn in der Geburtstagssendung über die von ihm entdeckten Talente nachgedacht wurde, stockte die Unterhaltung jeweils, weil die meisten davon versunken sind (Desirée Nosbusch verließ RTL im Streit auf Betreiben ihres Moderatorenkollegen, Lebensgefährten und Managers; Hugo Egon Balder ist in ganz andere Höhen enteilt; Helga Guitton, Jochen Pützenbacher, Rainer Holbe, Metty Krings, Björn Hergen Schimpf, Walter Freiwald, Biggi Lechtermann, Viktor Worms und Hans Meiser sind inzwischen dem TV-Publikum wieder entrückt. Letzteres gilt auch für Max Schautzer, Heinz Eckner, Rolf Zuckowski, Elmar Gunsch, Reinhard Münchenhagen, Carlheinz Hollmann und Lou van Burg, die wie Thomas Gottschalk und Karl Dall keine Elstner-Gewächse sind, sondern bereits als Prominente eingekauft wurden.


Letztes Aufgebot: das Radioteam im Jubiläumsjahr 1982, das auch das Jahr der feindlichen Übernahme gewesen ist.

Der Mantel des Schweigens hat sich darüber ausgebreitet, wie es mit den „Vier fröhlichen Wellen“ nach Elstners Weggang weiter bzw. zuendeging: der nachfolgende Programmdirektor brauchte nur einen Tag, um das gut 25jährige Wunderwerk der privaten Radiokunst zum Formatradio zusammenzupressen. Dem Namen nach existierte RTL (das Radioprogramm) noch Jahre im Zombiestadium weiter, zuletzt als „Oldiesender“. Die abgebildete Talentpool zertreute sich: einige machten ohne ihre einstige Freiheit weiter, einige wechselten 1884 zum neugegründeten TV-Sender RTLplus (später RTL Television) oder zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Bei manchen verliert sich jede Spur.

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2 Antworten zu Lucky in Luxembourg

  1. HF sagt:

    Ich dachte schon ich wäre der Einzige, der in den 70er Jahren RTL gehört hat. Popkulturell scheint das Thema ja kein großes Gewicht zu haben.
    Es ist für mich eine wichtige und prägende Zeit mit RTL gewesen, die in meiner Autobiographie eine entsprechend umfangreiche Würdigung erfahren wird. Es war gleichermaßen Erschreckend, den Niedergang des Senders im Mittelmaß miterleben zu müssen.
    Vielen Dank für diesen „stroll down memory lane“!

  2. stéphane sagt:

    Ja, viele Namen verschwanden aus der Öffentlichkeit. Manche der Betreffenden erreichten bald darauf das Rentenalter. Jochen z.B. blieb noch Jahre beim neuen RTL, wahrscheinlich um als Senior volle Ansprüche zu genießen. Helga verabschiedete sich nach 30 Jahren. Haidy udnd Edy waren sogar älter, Monika und Martin starben. Und mancher war ja danach ganz schön erfolgreich und dürfte sich seinen frühen Ruhestand verdient haben (Hans Meiser u.a.). Es fand auch ein Generationswechsel statt, und die Einführung von Privatrundfunk in D brachte neue Hörgewohnheiten und neue Talente, die jedoch nicht unbedingt bei RTL tätig wurden. Auch die Öffentlich-Rechtlichen lernten dazu und gründeten Wellen wie EinsLive und WDR4 (in NRW) mit neuen Lieblingsmoderatoren. Da erwies sich der Wechsel zum Formatradio in Luxemburg leider als bundesweit kaum noch beachteter Fehlgriff. Ich stimme HF zu, wie schade es ist, dass der popkulturelle Einfluss von RL vielleicht nicht genug gewürdigt wird. Katja Berg versucht zumindest, in ihrer Forschungsarbeit ‚Grenzenlose Unterhaltung‘ dem Phänomen Radio Luxemburg gerecht zu werden (in seiner Glanzzeit 1957 bis 1980).

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