Dr. Vultus – Ein wirklicher Gesetzloser

Dr. Vultus (Dr. Affus) ist einer der ersten modernen Superschurken in der Geschichte der Popkultur. Er trat erstmalig von September 1935 bis Januar 1936 in einem von Walt Disneys klassischen Zeitungs-Comicstrips auf: „Mickey Mouse And The Pirate Submarine“ von Floyd Gottfredson. Mit seinem U-Boot, aus dem eine gewaltige Magnetklaue herausfährt, tyrannisierte er die Christliche Seefahrt. Dr. Vultus ist ein monokeltragender Orang-Utan in Admiralsuniform, die von einem Cape komplettiert wird. (Die Fan-Wikipedia vermutet, die bösen Nazi-Deutschen könnten hier Pate gestanden haben, doch das scheint mir verfrüht. Ich halte eher den Hollywoodfiesling Erich von Stroheim für das neben Käpt’n Nemo wichtigste Vorbild.)

Micky Maus macht Bekanntschaft mit einem Hightech-Piraten. Die Übersetzung erschien 1973 im Melzer-Verlag.

Sowohl Dr. Vultus selbst als auch sein Werkzeug sehen wirklich eindrucksvoll aus. Wäre er nicht ausgerechnet in einem Kontext erschienen, dessen Unterwelt hauptsächlich von Kater Karlo und der Panzerknackerbande bestritten wird, hätte man ihm eine solide Karriere als wiederkehrender Bösewicht zutrauen können. In den USA ist er nicht wieder auffällig geworden. Die italienische Disney-Comicproduktion belebte ihn nach mehr als 20 Jahren Pause für „Die Magnetklaue schlägt wieder zu“. Seither hat er – wiederum in Europa – sehr sporadische Auftritte.

Die Wiederkehr von „Pirata Orango“ in „Walt Disneys Lustigem Taschenbuch“ Nr. 67 „Micky Maus Superstar“ (1980). „Topolino e il ritorno dell’artiglio magnetico“ erschien erstmals am 10. Januar 1959 in „Topolino“ #212, Szenario: Guido Martina, Zeichnungen: Giulio Chierchini.

Immerhin handelt es sich bei Dr. Vultus um eine Disney-Figur, und die stehen unter dem besonderen Schutz von für ihre Wachsamkeit gefürchteten Urheberrechtsschützern. Ausgerechnet beim „Deutschen Disney“ Rolf Kauka trieb im Januar 1970 ein freches Plagiat sein Unwesen, das offensichtlich keine juristischen Folgen hatte.

Nur echt mit vier Fingern: auch die Magnetklaue wird auf die Serienhelden „Fix und Foxi“ losgelassen. Die Zeichnungen stammen von Branco Karabajić.

Nach jedem seiner raren, plötzlichen Raubzüge unter diversen Pseudonymen („Admiral X“, „Pirat X“, „Käpt’n Orang“ …) verschwindet der irre Affe wieder irgendwo in all den Büchern, zwischen den Zeilen. Ein bemerkenswerter Verbrecher!*
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* Ein anderer raffinierter Untersee-Bösewicht wird hier beschrieben: https://blog.montyarnold.com/2017/01/07/die-schoensten-comics-die-ich-kenne-10-tom-patapom/.

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