Der Song des Tages: „Was weißt denn du wie ich verliebt bin?“

betr.: 20. Todestag von Joe Luga / 97. Geburtstag von Hanns Dieter Hüsch

Zu zwei alten Kleinkünstlern hatte ich ein besonderes Verhältnis: zu Hanns Dieter Hüsch, meinem lebenslangen wichtigsten künstlerischen Vorbild (der nebenbei ein reizender Mensch war), und zu Joe Luga, der mir biografisch ein besonderes Beispiel vorgelebt hat (und außerdem auf der Bühne sehr unterhaltsam gewesen ist). Der Kreis schloss sich, als es mir gelang die beiden einander vorzustellen, was Joe sich gewünscht hatte – denn beider langer Kleinkünstlerlaufbahnen zum Trotz hatte sich das zuvor nie ergeben.
Als ich die beiden ergrauten Solisten so zusammen sah, kamen sie mir fast wie ein altes Duo vor.

Was mich von vorneherein mit Joe verbunden hat, war die Liebe, die wir unseren Vorbildern entgegenbrachten. Bei ihm waren die großen Chansonniers und Diseusen immer wieder herauszuhören. Selbstverständlich imitierte er sie nicht, er schien ein Destillat ihres jeweiligen Modus Operandi in sich aufgenommen zu haben, und konnte diese Reminiszenzen präzise dosieren, platzieren – oder einfach weglassen.
Am meisten liebte ich sein Medley aus „Ich brauch‘ Zigaretten“ und „Was weißt denn du wie ich verliebt bin?“. Diese Lieder gingen bei Joe so perfekt ineinander über, dass mir jede andere Aufnahme unvollständig vorkam. Und niemals war die Balance zwischen Rührung und Klamotte so vollkommen, nie – nicht einmal bei Richard Tauber – klang diese Schlusszeile so ungeheuerlich und bestrickend: „Was weißt denn du, was ahnst denn du, was du mir bist?“
Das war – auch wenn Joe selbst diesen Ausdruck niemals benutzt(hätt)e – reinster und allerschönster Camp!

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