betr.: „Was kann man sonst auch tun … ohne Hosen?“ – Ein Abend zu Geburtstag von und Andenken an Effi Effinghausen
Der gestrige Abend war nicht nur ausverkauft, er war auch ein großer Spaß. Der Vielzahl von Tangos und Balladen, die das Repertoire von Effi bereithielt, und der Gefahr, seinen allzufrühen Tod zu sehr zur Chiffre der allgemeinen Gemütsverfassung zu machen, standen ein paar Dinge entgegen, die sehr in Effis Sinn gewesen wären.
Da waren zunächst die Zeitzeugenberichte, die Gustav Peter Wöhler vorlas: die boshaften Auslassungen von Gerda Grauslig, die die Kultur des fröhlichen Zickenkriegs der alten Subkulturtage wieder aufleben ließen (und die hier in den letzten Tagen zu lesen waren). Im zartfühlenderen Beitrag von Pelle Pershing amüsierte sich das Publikum über die Erinnerung an die tragischen Frauenportraits des jungen Ernie Reinhardt. Auf dieses Stichwort hin sprangen diverse Kopfkinos an, und es klang für einen Moment wie im Schwimmbad.
Es war mir wichtig, dafür zu sorgen, dass ich nicht der Jüngste auf der Bühne sein würde, und es hat geklappt! – Das war der zweite Grund, warum es so ein untrübseliger Abend wurde.
Das Finale wurde von den Betreibern des Polittbüro Gunter Schmidt und Lisa Politt bestritten, die in den alten Geschichten ja bereits beschworen worden waren. Bevor Lisa wie geplant das Lied vom „Willi Petersen aus Altona“ sang, sagte sie, die ganzen Insiderberichte hätten ihr einen derartigen Erinnerungsflash verpasst, dass sie gleich selbst noch einen Text verfasst habe. (Leider habe ich noch nicht die Genehmigung, ihn hier wiederzugeben, aber ich bemühe mich darum…) Sie sprach davon, wie anders man sich damals gezofft habe und dass einen diese Auseinandersetzungen niemals davon abgehalten hätten, auch noch Sex miteinander zu haben.
Ich spürte zum ersten Mal in meinem Leben so etwas wie Wehmut beim Gedanken an die 80er Jahre (– das hätte ich nie für möglich gehalten, es wird auch nicht wieder vorkommen!). Dann „beklagte“ sich Lisa, dass wir Effis „Willi Petersen“ nach der Pause schon eingespielt hatten, und dass sie nun den Salat hätte, gegen diese engelsgleiche Aufnahme antreten zu müssen.
Mein Gedanke war natürlich ein ganz anderer: wann hat man im Saal schon einmal Gelegenheit, verschiedene Fassungen des selben Liedes in ihrer Verschiedenheit zu genießen? (Auch die Chansons von uns anderen gab es teilweise noch in kleinen Zuspielern mit Effis Stimme.) Wie mir ein zuschauender Kollege ungefragt versicherte, ist diese Rechnung aufgegangen.