Der leise Mr. Stringer

betr.: 123. Geburtstag von Stringer Davis

Die Filmkarriere dieses Schauspielers beginnt spät und bleibt dünn. Dennoch gehört er zu den Unsterblichen des Kinos (besonders wenn man die Rotation einiger seiner Arbeiten in unserem TV-Programm zugrundelegt). Er bleibt gewissermaßen stets sichtbar, ein vertrauter Anblick.
Stringer Davis war als langjähriger Freund und späterer Ehemann von Margaret Rutherford nicht nur in ihren „Miss Marple“-Filmen mit von der Partie (ohne in den Romanvorlagen vorzukommen und seinen Vornamen sogar als Rollennamen tragend), er tauchte in den Jahren ihrer Ehe in fast allen ihren Filmen, das bat sie sich vertraglich aus. Zu beider Verteidigung muss gesagt werden, dass diese kleinen Auftritte sehr amüsant sind – vorausgesetzt, dass man die Filme an sich mag.
In den letzten Jahren hört und liest man nämlich immer häufiger Abfälligkeiten über diese schon zur Zeit ihrer Entstehung altmodischen Agatha-Christie-Verfilmungen. Den Unmut darüber, dass sie so präsent und jederzeit zugänglich sind (und nebenbei gesagt noch immer funktionieren), kann man aber nicht einfach zugeben. Daher werden die Vorbehalte auf allerlei Art verbrämt.
So hörte ich vor wenigen Tagen in einem Feature über Krimi-Ermittlerinnen den Vorwurf, Margaret Rutherfords Heldin sei nicht im heutigen Sinne feministisch. Als positives Beispiel wurden aktuelle Kommissarinnen dagegengehalten, die zumeist dadurch glänzen, dass sie sich wie Männer verhalten.

Was wirklicher Feminismus ist, wird spätestens in Gestalt des Stringer Davis deutlich, der sich (wenn es nicht gerade galt, ihr die Tür aufzuhalten) im Leben wie auf der Leinwand immer ein Schrittchen hinter seiner Lady hielt. Und das nicht etwa aus Feigheit, sondern weil sie den Hauptteil der Verantwortung lieber selbst trug.
Wie sich das gehört, ist Stringer seiner Margaret innerhalb eines Jahres nachgestorben.

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