Will nicht mehr tingeln

betr.: 57. Geburtstag von Ina Müller

Die liebenswerte Entertainerin Ina Müller verfehlt mich mit ihren vielen Aktivitäten auf das Gründlichste. Ihre Sendung erinnert mich eher an ein Gute-Laune-Bootcamp als an einen heiteren Kneipenbesuch („Ich bin danach  wirklich schlapp!“ gesteht sie selbst), Pop-Konzerte besuche ich grundsätzlich nicht, auflegen tu ich lieber andere Musik, und ihr Humor („Ich hab lieber Orangenhaut als gar kein Profil.“) erreicht nur meinen Kopf, nicht mein Zwerchfell.
Als Ina Müller aber im Rahmen der diesjährigen Ausgabe des ARD Radiofestivals über ihre Vorgeschichte in der Kleinkunst sprach (dieser hübsche Ausdruck wurde tatsächlich mal wieder benutzt), sprach sie mir minutenlang wortwörtlich aus der Seele: „Was mir in der Kleinkunst wirklich fehlt, ist, sechs Wochen lang mit Leuten zusammenzusitzen und das Programm zusammenzuschustern. Was mir nicht fehlt, ist die Anstrengung des Reisens: die Enttäuschungen, das Hotel Zum goldenen Fuchs, wo du dir um 16 Uhr den Schlüssel abholen musst, wo es nichts mehr zu essen gibt, wo du dich nur von vertrockneten Käsebroten ernährst – ich konnte es alles nicht mehr sehen! Ich konnte keine Dorfbahnhöfe mehr sehen, ich konnte keine S-Bahnen mehr sehen, ich wollte die CD-Kartons nicht mehr unterm Arm haben, den Drei-Wochen-Garnitur-Koffer hinter mir herschleppend … Ich hätte eh aufgehört. Kräftemäßig war ich durch!“
Weiterhin erzählt Ina Müller von den künstlerischen Disziplinen, die sie ohne falsche Unbescheidenheit lieber delegiert, weil andere es nach ihrer Einschätzung besser können (eine in dieser Branche selten anzutreffende Tugend), und sogar ihr Satz: „Mein Lieblingsalter war 48!“ hat mich lange innehalten lassen. Außerdem verbindet uns natürlich die Liebe zu St. Georg. (Vier ihrer Umzüge haben sich innerhalb dieses kleinsten und schönsten Hamburger Stadtteils vollzogen.)
Was mich vollends umgehauen hat, war diese Geschichte: „Man sagt immer, das ist wie Fahrradfahren, das verlernt man nicht. Aber jetzt erzähl ich euch was: ich war auf meiner Lieblings-Nordseeinsel und habe mir nach 20 Jahren ein Fahrrad geliehen, weil mein Auto kaputt war. Ich bin schlechter Fahrrad gefahren als jedes Kind mit vier Jahren und Stützrädern. Ich dachte nur: Wer sagt eigentlich, dass man Fahrradfahren nicht verlernt?“
Oja, da sagste was!

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