Es geht eine Pointe auf Reisen

betr.: das Finale von „Planet der Affen“ (1968)

Near them, on the sand,
Half sunk, a shattered visage lies, whose frown,
And wrinkled lip, and sneer of cold command

P. Shelley: „Ozymandias“ (1817)

Der Begriff „Spoilerwarnung“ gehört inzwischen zu unserem Alltagswortschatz. Andererseits sind überraschende Wendungen aus der Geschichte von Film und Fernsehen, die zu ihren besten Zeiten großes Entsetzen auslösten, zu ikonischen Bildern geworden, bei denen jede Warnung zu spät kommt. Ich verderbe sicher niemandem mehr einen DVD-Abend, wenn ich die Auflösung des Films „Planet der Affen“ (USA 1968) und ihr Nachleben zum Thema dieses kleinen Essays mache: die Reste der halb im Sand versunkenen Freiheitsstatue verraten dem Helden (wie auch dem Publikum), dass wir uns nicht auf einem fremden Planeten befinden, sondern in der unerfreulichen Zukunft der Erde.
Der Film weicht in diesem Punkt von der Romanvorlage ab! Die Miss-Liberty-Pointe hat Rod Serling in einem Interview mit Marvel Comics für sich in Anspruch genommen, doch der Serling-Biograph Joel Engel macht den Autor der 2. Drehbuchfassung Michael Wilson als Urheber aus.*

Schon auf dem DVD-Cover wird alles gesagt. – Bild: Twentieth Century Fox Home Entertainment, 2000

Die Fortsetzung „Rückkehr zum Planet der Affen“ beginnt mit der Wiederholung dieses Tableaus, das sich demnach im folgenden Jahr bereits herumgesprochen hatte. Es beschließt 1975 auch die sechsteilige Comic-Version des Films, die von Marvel vorgelegt wurde.

Die drittletzte Seite von Marvels „Planet Of The Apes“ (es folgt die Slashpage mit dem berühmten Motiv) von (Text) und (Zeichnungen) – Bild: Marvel Comics / Williams Verlag

Inzwischen begann sich die Idee zu verselbständigen. In jene Zeit fällt Jack Kirbys Ausstieg bei Marvel, dem bei DC größere künstlerische Freiheiten in Aussicht standen. Die Ergebnisse waren nach weitverbreiteter heutiger Einschätzung eher „was für Fans“: „Kamandi“ nutze die Reste der Freiheitsstatue gleich als Titel- und Eröffnungsbild, um klarzumachen, wie es um die menschliche Zivilisation bestellt ist.**

2009 erschien dieses Remake von Jack Kirbys „Kamandi: The Last Boy On Earth“ vom Oktober 1972 – Bild: DC / Panini Comics

1977 fehlte der geschundenen Miss Liberty der Kopf. Der Zeitreisende „Bob Morane“ erblickt sie von fern in „Les Bulles de l’ombre jaune“ (im folgenden Jahr deutsch als „Die Rache des gelben Schatten“) und zieht den einzig möglichen Schluss. (Die Serie „Bob Morane“ erlebt übrigens derzeit ihre systematische Neuveröffentlichung im All Verlag.)

Ein früher Schlüsselmoment in Bob Moranes sechstem Album von Henri Vernes (Szenario) und William Vance (Zeichnungen) – Bild: Dargaud / Koralle

In der Trickserie „The Simpsons“ erlebten wir 1996 Auszüge aus dem Musical „Stop The Planet Of The Apes – I Want To Get Off“.  Das Finale begann mit der Zeile: „I hate ev’ry ape I see from Chimpan A to Chimpan Z“. Nicht nur die irdischen Raumfahrer, auch die meistzitierte Strandszene des Science-Fiction-Kinos war endlich wieder zu Hause.

Eine Broadway-Aufführung in der Simpsons-Episode „A Fish Called Selma“ vom 24.3.1996 („Selma heiratet Hollywoodstar“) – Bild: Twentieth Century Fox Home Entertainment LLC, 2006

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* Ich wollte es so gerne glauben: https://blog.montyarnold.com/2015/08/05/einmal-planet-der-affen-und-zurueck/
** Näheres zu Kirby und seinem Kamandi unter https://blog.montyarnold.com/2019/09/01/the-man-vs-the-king-2/

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