„Rampenlicht“ nochmals aufgeblendet

betr.: 45. Todestag von Charlie Chaplin / „Rampenlicht“ (ARD-Fassung von 1975) morgen um 17 Uhr im Metropolis Kino Hamburg

Als ich vor einigen Tagen meinen Kindheits-Lieblingsfilm „Rampenlicht“, nach vielen Jahren zum ersten Mal vollständig wiedersah, erlebte ich eine Überraschung. Ich hatte keine Ahnung, dass davon eine zweite Synchronfassung existiert. Als Chaplin seine ersten Worte sprach, kriegte ich erst mal einen Schreck, denn solche Neufassungen sind meistens überflüssig und in der Regel viel schlechter, weil man ihnen die größere Entfernung zum Zeitkolorit des Films anmerkt.
Mein Schreck milderte sich sogleich, als ich den Sprecher der Hauptrolle erkannte: Friedrich W. Bauschulte, bei dem ich mich immer gut aufgehoben fühle.
Da ich den Film szenenweise auswendig kann, konnte ich sehr gut gegenhören. Ich musste ich zu meiner Freude feststellen, dass die ganz neu formulierte zweite Version erheblich besser geraten ist. Die zahllosen sexuellen Untertöne (bei einem bis ins Opa-Alter vaterfreudigen Mann wie Chaplin obligatorisch) sind hier, wenn auch angemessen dezent, doch klar und deutlich. In einem der ersten Dialoge zwischen Chaplin und seiner Partnerin Claire Bloom wird die Vermutung ausgeräumt, es könnte sich bei ihr um eine Prostituierte handeln. Die Szene ist in der Urfassung angesichts des spürbaren Unbehagens der Bearbeiter so umständlich, dass man sie kaum kapiert. Überhaupt ist die Sprache flüssiger, wirkt der ganze Film weniger sentimental – was ich ihm bei aller Liebe immer ein wenig übelgenommen hatte. Die erste Fassung mutet mir im Nachhinein wie eine Kinderfunk-Version an. Das ist seltsam, denn sie ist die Kinofassung der Erstauswertung, während das Remake von der ARD bestellt wurde. Im Fernsehen habe ich sie aber niemals angetroffen, auch dann nicht, als der Film bald nach ihrer Entstehung durch Chaplins Ableben häufiger wiederholt wurde. 
Die Besetzung ist in beiden Fällen prächtig. Auf den famosen Alfred Balthoff in der Titelrolle zu verzichten, gelingt mir aus den genannten Gründen. Die Rolle des Mädchens ist in beiden Fällen ein Schwachpunkt. Marion Dengler spielt tadellos, wird aber vom allzu rührseligen Ansatz der Dialogregie ausgebremst. Helga Trümper hat zwar die besseren Texte, aber – wie üblich – den Charme einer Synchron-Maschine. Ihr abgebrühter Sound versendete sich in der Atmosphäre der 70er Jahre. In einem solchen Kostümfilm irritiert er mich bis zum letzten Take.
Aber das ist auch schon alles, was es hier zu meckern gibt.

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