Stilblüten und Geistesblitze

Vom Tod des deutschen Serientitels

Wenn angelsächsische Filme und Serien nach Deutschland kommen, behalten sie heute grundsätzlich ihre Originaltitel. Das war nicht immer so. In der Bonner Republik waren die Titel für deutsch synchronisierte Filme meist kreativer als die Drehbücher einheimischer Filme. Die Devise hieß: Hauptsache melodisch – auch wenn dann schonmal eine zusätzliche Silbe nötig war („Das Monster aus dem Weltenraum“), der Name der Hauptfigur geändert werden musste („Oscar der Korinthenkacker“) oder sich ein Hauch von billiger Erotik breitmachte („Leise flüstern die Pistolen“). Bei Serien war man zurückhaltender, aber auch da gab es unterschiedlich amüsante Einfälle. Eine Glanzleistung wie „Mit Schirm, Charme und Melone“, die sogar unsere französischen Nachbarn inspirierte, steht neben „Eine schrecklich nette Familie“, der letzte eingedeutschte Titel, der im alltäglichen Sprachgebrauch sicherlich von niemandem benutzt wurde. Inzwischen haben sogar deutsche Serien mit Vorliebe Titel wie „A Thin Line“ oder „Drift“.

Wie aber hätten die US-Serien der letzten Jahre wohl geheißen, wenn sie schon in den 70ern herausgekommen wären?

Stranger Things – Die Gruselbande
Breaking Bad – Ein Mann will nach unten
Twenty Four – 24 Stunden
Two And A Half Men – Zwei und eine halbe Portion
How I Met Your Mother – Deine Mutter und ich
The Big Bang Theory – Die Blitzmerker
The Wire – Männer am Draht
The Shield – Die bösen Bullen
Mad Men – Die Werber von New York
Game Of Thrones – Das Lied von Eis und Feuer
The Walking Dead – Die Untoten kommen
Sex And The City – Das starke Geschlecht
Six Feet Under – Radieschen von unten

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