Was den Krimi vom Thriller trennt

Über die gern übersehenen Unterschiede zwischen „Krimi“ und Thriller habe ich schon Streitgespräche geführt. Selbst meinem Kompromissvorschlag, ein Thriller könnte zumindest im Einzelfall auch ein Kriminalfilm sein, wurde von fachlicher Seite mit apodiktischer Strenge widersprochen. Ich erkannte: der Krimi hat im Rahmen seiner gewaltigen Massenproduktion hat als Kunstform einfach zu sehr abgewirtschaftet.
Auch jenseits dieses Vorbehalts sind die beiden Begriffe natürlich nicht austauschbar.
Kurz gesagt: ein Thriller erzeugt Spannung, indem er persönliche Dilemmata verhandelt, psychische Zustände und zwischenmenschliche Konflikte – dazu muss er übrigens nicht zwingend physisch gewalttätig sein. Ein Krimi hat immer einen Fall, und in dem muss ermittelt werden.

Was macht Krimis so erfolgreich?

Das Publikum liebt Krimis nicht etwa, weil unter uns so viele Moralisten lebten – wie immer wieder gemutmaßt wird -, sondern weil wir Deutschen das Genre „Drama“ innerhalb der Leichten Muse aktiv wie passiv nicht beherrschen. Alles, was nicht Krimi ist, droht ins Seichte (in die Doku-Soap, die Soap, die Filmkomödie) oder ins Extreme abzurutschen (in den Arthausfilm, in den Problemfilm oder ins Historiendrama). Krimis können zwar auch albern sein („Schmunzelkrimi“), umgekehrt jedoch ist in der deutschen Film- und Serienformatierung eine ernsthafte Erzählung ohne Mord (als Vorwand, um im Krimi einsortiert zu werden), nicht vorgesehen. Zum US-Genre der „Dramaserie“ gibt es keine deutsche Entsprechung. Wer Krimis liebt, bringt sich meistens unterbewusst vor der deutschen Filmkomödie in Sicherheit.

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