Warum Politiker so schnell altern

Im aktuellen „Spiegel“ wird der Neurowissenschaftler Emmanuel Mignot auf historische Persönlichkeiten angesprochen, die mit sehr wenig Schlaf auskamen. Die 8-Studen-Schlaf-Regel für alle sei in der Tat Unsinn, bestätigt er. Menschen brauchten unterschiedlich viel Schlaf. Sie entwickelten aber auch Taktiken. Zu Angela Merkel, die selbst 35stündige Sitzungen durchgehalten hat, sagt Mignot: „Ich bin mir sicher, dass Merkel in diesen 35 Stunden müde war. Wenn man sie da herausgenommen und auf einen Stuhl gesetzt hätte, wäre sie in Sekunden eingeschlafen. Menschen in einem solchen Amt leben in einem permanenten Zustand des Schlafentzugs. Und war viele von ihnen gut können, ist einzuschlafen, sobald sie eine kleine Pause haben, also zum Beispiel im Flugzeug sitzen. Sie holen den Schlaf einfach nach. Aber das heißt nicht, dass sie in den langen Wachphasen nicht müde wären.“
Der recht sportliche ehemalige Außenminister Klaus Kinkel hat in einem Interview nach seinem Ausscheiden aus dem diplomatischen Dienst interessante Details zu dieser Technik verraten. Er habe wie fast alle seine Amtskollegen die unvermeidlichen Steh-Empfänge für Nickerchen genutzt, während Reden gehalten werden, während derer man selbst sich nicht zu bewegen braucht und weitgehend unbeobachtet ist. Sei es denn nicht schwer gewesen, unbemerkt im Stehen zu schlafen, noch dazu mit Sektglas in der Hand? Nein, das könne man trainieren, sagte Kinkel. Viel schwieriger sei das diskrete Wieder-Wachwerden. Es muss genau zur rechten Zeit passieren – zum Ende der Ansprache, kurz bevor der Applaus einsetzt – und man dürfe dabei nicht zucken oder hochschrecken. In so einem Moment nicht zu grunzen oder mit den Kopf zu wackeln, das sei hier die große Kunst.

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