betr.: 85. Geburtstag von Diana Rigg
Über Diana Riggs unwiederholbare Performance als Geheimagentin Emma Peel in „Mit Schirm, Charme und Melone“ sind unzählige Artikel und auch einige Bücher verfasst worden. Es gibt sogar Bücher über die Serie „The Avengers“ / „The New Avengers“ (so die müden Originaltitel), die in ihrer Aufmachung so tun, als sei Emma Peel die Hauptfigur gewesen. Dabei war sie nur in zwei von sechs Jahrgängen die Frau an der Seite von John Steed, der die Melone auf und den Schirm bei sich hatte. Wer die Serie kennt, wird das nicht als ungerecht empfinden. Ohne die beiden Peel-Staffeln wäre die Reihe damals ein rein britisches Phänomen geblieben und heute völlig vergessen.
Die Schauspielerin Diana Rigg war eine bezaubernde Erscheinung und zugleich irrsinnig komisch, was sich im Grunde widerspricht. Sie war schon amüsant, bevor sie Text hatte. Da ihr Faszinosum – wie gesagt – bereits ausgiebig analysiert wurde, will ich heute auf ihre Kunstfigur zu sprechen kommen. Ich glaube, ein Teil der Magie besteht in der besonderen Beziehung zwischen ihr und ihrem Kollegen John Steed.
Peels unmittelbare Vorgängerin auf dieser Position war die von Honor Blackman gespielte Cathy Gale. Ihrem Typ entsprechend war das Verhältnis zwischen den beiden Agenten, die gemeinsam gegen bodenständige und allmählich immer skurrilere Verbrecher zu Felde zogen, höflich und distanziert. Sie gingen beinahe wie zwei Männer miteinander um – ohne das mit irgendwelchen Buddy-Attitüden auflockern zu können. Peels Nachfolgerin Tara King wiederum hatte ein Techtelmechtel mit ihrem (deutlich älteren) Kollegen Steed. Dagegen ist nichts zu sagen, aber es ist sehr konventionell. (Selbstverständlich sehen wir in dieser britischen Serie aus den 60ern niemals irgendwelche Schlafzimmerszenen!)
Emma Peel, geborene Knight, war die Tochter eines berühmten Erfinders und hatte nach dessen Tod dessen Firma geerbt. Sie muss sich bald nach der Hochzeit mit dem Rennfahrer Peter Peel aus diesem Amt zurückgezogen haben (die Serie verrät uns keine Einzelheiten) und ist mit Ende 20 bereits Witwe. Ihr Mann ist seit einer abenteuerlichen Reise verschollen.
Dass John Steed sie mit Mrs. anredet und ihre Flirts immer Flirts bleiben, gibt der Partnerschaft eine feine Note, die sie über alle anderen hinaushebt – zumal über das vergleichsweise geheimnislose Arrangement mit Tara King.
Besonders gut fängt der Vorspann der in Farbe gedrehten Episoden dieses Knistern ein. Steed wirft Emma eine Nelke zu, die er mit seinem Stockdegen aus einer Blumenvase herausgeangelt hat. Emma fängt die Blume auf, tritt zu Steed hin und platziert sie zärtlich in seinem Knopfloch, eine Geste voll respektvoller Zuneigung. Sie wirkt aufrichtig und frisch, so oft man sie auch anschaut.