Friedrich Dürrenmatt feministisch

Feminismus ist eine feine Sache, ganz besonders, wenn er hin und wieder auf männlicher Seite gepflegt wird. Unsereiner muss allerdings aufpassen, dass das Lob der holden Weiblichkeit nicht in Äußerlichkeiten steckenbleibt (das wirkt berechnend) oder mit allzu gewagten Thesen arbeitet (das ist kontraproduktiv). Und es sollte bei aller gesellschaftlichen Grundierung aufrichtig sein. Wer im Vorbeigehen schlecht lügt, macht hier eine besonders jämmerliche Figur – aus männlicher wie aus weiblicher Sicht.
Diesen Beitrag von Friedrich Dürrenmatt hat André Müller 1980 aufgezeichnet.

… das Philosophieren ist doch mehr eine Sache der Männer. Es gibt ja kaum Frauen unter den Philosophen, weil Frauen ganz anders denken. Die Frau hat das Denken im männlichen Sinne nicht nötig. Sie hat auch die Kunst viel weniger nötig, das Hervorbringen von Werken. Sie ist viel mehr an den Leib gebunden, denn sie ist biologisch der Boden. Der Mann ist doch in gewissem Sinne überflüssig, eine ungeheure Verschleuderung der Natur.
Das ist sein Manko, das er ausgleichen muss durch geistige Arbeit.
Zehn Minuten von hier gibt es eine der größten Samenbanken, die besitzt ungefähr 500 Stiere. Die kommen zu 50 Stück jeden Tag an eine Kette, werden an Gestelle, die sie für Kühe halten, herangeschoben und angezapft. Die merken gar nicht, dass keine Kühe da sind, sondern bloß Beutel, die 38 Grad Wärme, also die Temperatur einer Vagina, haben. Da fahren sie einmal rein und wieder raus, das geht blitzschnell, und das ergibt bei einem Stier die Samenzahl von etwa 3,6 Milliarden. Zur künstlichen Befruchtung einer Kuh braucht man aber nur 2,7 Millionen, so dass mit der Flüssigkeit einer einzigen Ejakulation über 1000 Kühe besamt werden können. Das wird in einem Laboratorium mikroskopisch sortiert, das machen Mädchen, schön geschminkt. Die bringen das zu einer Maschine, wo es dann zu kleinen Stäbchen gepresst wird. Die Stäbchen kommen in ein Bad aus flüssigem Stickstoff und werden bei minus 145 eingefroren. In einem Katalog wird jeder Samenspender genau beschrieben. Nach acht Monaten wird so ein Stier abgeschlachtet, aber noch 50 Jahre nach seinem Tod werden mit seinem Samen Kühe befruchtet. Die Bauern brauchen sich heute gar keinen Stier mehr zu halten. Die männlichen Kälber kommen gleich in die Fleischverwertung.

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