Torte trifft Bull’s Eye

betr.: Retro-Humorkritik, Teil 2

Letzte Woche hörte ich im Radio das „Abendlied“ von Hanns Dieter Hüsch in einer Coverversion. Hüsch hat die Nummer in den 70er Jahren geschrieben, als seine gesellschaftspolitisch radikalsubversivste Phase langsam zuendeging. In den letzten Jahren seiner Karriere wurde dieser Titel zur rituellen Gutenachtnummer (ursprünglich war er im Laufe des Programms erklungen).
Ich werde mich hüten, hier aus dem Text zu zitieren, denn im reinen Schriftbild ist er praktisch unverständlich. Die Aufzählung der possierlichen Tierchen (einige größere haben sich daruntergemischt), die hier traulich den Weg in die Heia antreten, ist in Hüschs eigener Interpretation ironisch gebrochen, ohne die Idee zu verraten, dass die heile Welt vielleicht gar kein schlechter Ort wäre, wenn es sie denn gäbe. Hanns Dieter Hüsch größtes Talent ist hier en miniature zu bestaunen: die Präzision, mit der er das Gewünschte haargenau trifft, ohne dass es zwingend zu „Enthauptungen“ (ein Programmtitel von 1970) kommt. Hüsch beherrschte wie kein anderer das Prinzip der Sahnetorte, die dem Getroffenen bei maximaler Demütigung körperliche Unversehrtheit garantiert (- als Kommentator solcher Filmszenen hatte er zeitweise ein großes TV-Publikum).
Im Radio wurde das „Abendlied“ nun – sehr gut- und ernstgemeint – von Blumfeld vorgetragen.
Seien Sie bloß froh, dass Sie das verpasst haben!

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