nach dem Maigret-Roman von Georges Simenon aus dem Jahre 1932, Regie: Patrick Blank
SWF 1993, 44 + 48 min. – Details unter https://www.hoerspieltipps.net/hsp/9891.html
„Huhn in Halbtrauer. Mit Trüffeln. Na wunderbar. Auch der Mörder wird Huhn in Halbtrauer essen wie die anderen. Der Mörder sitzt am Tisch! Hier! Daran besteht kein Zweifel!“
Ein anonymer Brief erreicht die Pariser Kriminalpolizei: „Während der Frühmesse wird die Gräfin von Saint-Fiacre sterben.“ Kommissar Maigret kennt das designierte Opfer. Sein Vater war Gutsverwalter auf Saint-Fiacre. Der Kommissar fährt in die Auvergne, an den Ort seiner Kindheit, um den Mord zu verhindern – und kommt zu spät. Die Dame stirbt still und unbemerkt in der Kirchenbank. Maigret nimmt den Fall sehr persönlich. Er taucht ein die Strukturen der winzigen, abgelegenen Gemeinde. Einer der Unterschiede, die ihm im Vergleich zu früher auffallen: das Anwesen der Gräfin liegt wie ausgeräumt …
In der guten alten Zeit, in den Jahren des alten schwarzweißen Mannes Erik Ode alias „Der Kommissar“, galt es noch als Vorzug eines Krimis, wenn das Milieu im Zentrum stand und die Figur des Ermittlers sich wie eine Nebenrolle aufführte. Spätestens mit den „Schimanski“-Tatorten ist dieser Ansatz so vollständig ins andere Extrem verkehrt worden, dass man ihn sich zuweilen zurückwünscht. „Die Affäre Saint-Fiacre“ erreicht den Effekt, indem sie Maigret (hier mit Joachim Nottke großartig besetzt) in einem Ensemble – man könnte auch sagen: in einem Pandämonium – aufgehen lässt. Die Vorlage ist dafür besonders geeignet: selten hat sich der größte aller kontinentaleuropäischen Krimihelden so machtlos gefühlt.
Die Verfilmung des Stoffes von 1957 hat eine ähnliche Qualität. Sie bildet den dichtesten Beitrag zur Maigret-Reihe mit Jean Gabin.