Vom Straßenfeger zum Monster Of The Week

In der Bonner Republik war es tatsächlich möglich, dass eine TV-Sendung die Straßen annähernd entvölkerte. Die Bezeichnung „Straßenfeger“ klingt heute genauso verstaubt wie die Formate, auf die sich bezieht: „Klimbim“ oder „Das Halstuch“, ein Krimi in drei Teilen. Selbst sensationelle Sportübertragungen brachten den Effekt kaum in dieser Deutlichkeit fertig.
Inzwischen hat sich das Medienangebot diversifiziert und ist überdies durch seine jederzeitige nachträgliche Abrufbarkeit entzaubert. Das einzige, was heute noch eine gewisse Aufregung verursacht, sind die Starttermine, zu denen bestimme heißerflehte Inhalte im Streaming bereitgestellt werden, vor allem Serienstaffeln. Doch erfasst diese Aufregung keine Menschenmassen mehr, deren Fehlen im Straßenbild auffallen würde, dazu ist die Fangemeinde zu weit verstreut und hat jeweils einen zu geringen Anteil an der Gesellschaft insgesamt.
Kürzlich hörte ich, wie ein Millennial in diesem Zusammenhang in Anlehnung an ein Rollenspiel den Ausdruck „Monster of the Week“ gebrauchte. Er bietet sich für solche Phänomene tatsächlich an, macht er doch den Lauf der Zeit sehr anschaulich. Es handelt sich a) um einen Anglizismus, der b) bereits eine Schlagzahl (52 Stück pro Jahr) und c) ein gewisses Spektakel einfordert (das veraltete französische Präfix „monstre“ stand für „überdimensional“, „aufwändig“).

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