Vorspiele auf dem Theater (11)

betr.: Werkanfänge mit Theater-, Musik oder Medienbezug

„Irrgarten der Leidenschaft“

Schon die Vorspanntitel laufen über den Körper einer sich im Scheinwerferlicht suggestiv windenden Tänzerin. Wir sind in einem Milieu. Das Hitchcock immer wieder beschäftigen wird: der Welt der Bühne, der Show, des Varietés, der Welt, in der die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen. Illusionen und Wirklichkeit prallen aufeinander, oft mit tödlichem Resultat.
Hier ist es zunächst noch nicht der Tod, aber dafür geiler Voyeurismus. Tänzerinnen bieten ihre Körper provokativ in einer Revue dar, im Zuschauerraum ein irritierender Gegenstand, der sich als Opernglas entpuppt. Dem Close-Up einer Tänzerin stellt Hitchcock die Großaufnahme eines vor Erregung schwitzenden Herrn im Parkett gegenüber. In wenigen Bildern, die keiner erklärenden Zwischentitel bedürfen, benennt Hitchcock präzis, um was es geht: käuflicher Sex, Fixierung auf Frauenbeine – da trifft sich der Meister schon im ersten Film mit seinem Schüler Truffaut, bei dem auch in jedem Film die Kamera suggestiv auf die Beine der Darstellerinnen schaut.

Bodo Fründt in „Alfred Hitchcock und seine Filme“, Heyne, März 1986

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