Lesen vom Blatt: Lange Sätze

betr.: Sprechen am Mikrofon / Übung

Fortsetzung vom 8. Februar 2024

Der folgende Satz aus einem Märchen von Hermann Hesse wurde von meiner besten Prima-vista-Schülerin fehlerlos bewältigt (nachdem sie sich eine halbe Stunde zuvor noch etwas kokett über „zu lange Sätze“ mokiert hatte. Der Satz ist so elegant konstruiert, dass ihr seine Länge gar nicht auffiel).
Als „Merkwürdige Nachricht von einem anderen Stern“ 1915 entstand, genossen weder der Begriff Science-Fiction noch seine Bedeutung die heutige Verbreitung und Beachtung. Der Text liest sich – angesichts des Titels und der häufigeren Erwähnung dieses „anderen Sterns“ – tatsächlich wie Science-Fiction
avant la lettre. Die fremde Welt ist weniger ein anderer Planet in unserer heutigen Definition, sondern vielmehr ein märchenhaftes Dsytopia mit einem König und einem sprechenden Vogel.

Alsbald erhielt der Bote einen Freibrief des Königs, dass ihm alle Blumen des ganzen Landes, deren er bedürfte, zu Gebote stünden, und Begleiter und Boten und Diener zogen mit, und Pferde und Wagen schlossen sich ihnen an, und als er, das Gebirge umgehend, nach wenigen Tagen auf der ebenen Landstraße in seine Provinz und seine Gemeinde heimkehrte, da führte er Wagen und Karren und Körbe, Pferde und Maultiere mit sich, und alles war beladen mit den schönsten Blumen aus Gärten und aus Treibhäusern, deren es im Norden viele gab, und es waren ihrer genug vorhanden, sowohl um die Körper der Toten zu bekränzen und ihre Grabstätten reichlich zu schmücken, , wie auch um für eines jeden Toten Andenken eine Blume, einen Strauch und einen jungen Fruchtbaum zu pflanzen, wie es die Sitte erfordert.

Dieser Beitrag wurde unter Literatur, Mikrofonarbeit, Science Fiction abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert