Code monkeys am Aussterben

Die Fachpresse sorgt sich um die Zunft der Programmierer. Das galt einmal als „sicherer Job“ und die ideale Berufswahl, wenn man was mit Computern machen wollte. Selbst auf mittelmäßige Kräfte wartete ein hohes Gehalt. Die Programmierer sind diejenigen, die den Code „schreiben, modifizieren und testen und dafür sorgen, dass Computersoftware und Anwendungen ordnungsgemäß funktionieren“, während Softwareentwickler sich um anspruchsvollere Aufgaben kümmern.

Doch mit dem Vormarsch der künstlichen Intelligenz werden in bedrohlichem Maße Stellen abgebaut. Einfachere Programmier-Aufgaben kann die KI miterledigen, für die größeren braucht man weniger Personal – jedenfalls einstweilen noch.
Damit normalisiert sich ein Bedarf, der mit dem Siegeszug der Tech-Branche und der Digitalisierung auf diesem Feld gewaltig angeschwollen war. Der Slogan „Learn to code!“ galt seit den 2010er Jahren gar als Psalm gegen den Strukturwandel in den Industrienationen. Schon im Kindesalter wurde der Nachwuchs gefördert, in Coding-Bootcamps brachte man reiferen Quereinsteigern Programmiersprachen bei. Nun werden die sogenannten „code monkeys“ – Leute, die relativ stupide Programmieraufgaben ohne höheren intellektuellen Anspruch durchführen – nicht länger gebraucht.
Den Programmierern widerfährt nun das, was kreativen Sparten wie Musiker, Autoren, Journalisten, Übersetzern, Zeichnern, Grafikern und Fotografen schon heimsucht, seit sich in jeder Hosentasche ein Hochleistungscomputer befindet: jeder kann sowas jetzt irgendwie machen. Und auch ohne Neigung und Talent wirken die Ergebnisse professionell. Inzwischen ist sogar die Schauspielzunft nervös geworden.
Jensen Huang, Chef des Chipherstellers Nvidia (der mit dem Trend gut zurechtkommt) bringt es auf die Formel: „Jeder ist jetzt ein Programmierer.“

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