Lustig? Sieht nur so aus.

betr.: Filmkritik „Hundreds Of Beavers“, USA 2022 / 198. Todestag von Davy Crockett

Die Existenz des Apfelbauern und Applejack-Brenners Jean Kayak (Ryland Tews) wird durch eine Biber-Invasion vernichtet. Dieses Trauma und die Sehnsucht nach einer hübschen Kaufmannstochter motivieren ihn, zum Biberjäger zu werden. Und er wird einer der größten, die es je gab, erlegt schließlich in der verschneiten Wildnis der Jahrhundertwende die buchstäblichen „Hundreds Of Beavers“.
Das alles ist als skurriler Trickfilm aufbereitet, der menschliche Darsteller in einer simpel animierten Schneelandschaft kämpfen und leiden lässt. Die kleineren Tiere des Waldes sind Cartoons, die größeren sind Menschen in Hasen-, Wolfs- und Biberkostümen. Die Schwarzweiß-Optik, die halsbrecherischen Aktionen und das pantomimische Konzept beschwören den Slapstick der Stummfilmzeit herauf.

Idee und Konzept haben Potenzial, doch leider wirkt das Ergebnis, als hätten die Filmemacher um Regisseur Mike Cheslik niemals einen klassischen Cartoon oder eine Stummfilmkomödie gesehen, sondern lediglich in der Wikipedia danach gesucht und den erbeuteten Vierzeiler ungelesen per Copy-Paste gleich an eine KI weitergereicht. Die Figuren sind in ihrem Verhalten krude und beliebig (was auch in einem so durchgeknallten Entwurf fatal ist), Rhythmus und Timing der Kills, Crashs und Verfolgungsjagden sind miserabel, und selbst der Running-Gag mit dem Sherlock-Holmes-Dr.-Watson-Biberduo ist Murks, weil man sein Auftauchen am „Tatort“ (der Pelztierjägerfalle) allenfalls beim ersten Mal witzig findet und danach vergeblich auf kleine Variationen wartet. Handwerklich macht dieser Film konsequent alles falsch. Ihn durchweht ein schräges Gefühl von aufwändiger Schlampigkeit.

Ich sah den „Hundreds Of Beavers“ in einem Programmkino. Die ersten 70 Minuten lang gab es keinen hörbaren Lacher im Publikum, danach ein paar vereinzelte. Dennoch ging ich mit dem Gefühl nach Hause, dass sich alle anderen nach ihren Maßstäben recht gut amüsiert hatten. Mehr geht nicht mehr (so mein genereller Eindruck) in unserer digitalisierten Moderne, mehr erwartet niemand. Es ist unzweifelhaft diese heiter-unvergnügte Bescheidenheit, die einen Totalausfall wie diesen überhaupt möglich macht.

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