betr.: 150. Geburtstag von Rainer Maria Rilke (morgen) / „Der Panther“

Immer wieder höre ich aus Kennerkreisen, Rilkes „Panther“ zu lieben, sei eher eine oberflächliche Wahl, jedenfalls innerhalb seines Werkes.
Ich habe dieses kurze Gedicht nicht als Schullektüre kennengelernt, sondern eher zufällig, erst in der Berufsschule, wo ich mit meiner Technologieklasse eine stillgelegte Druckerei besichtigte. Der Siegeszug des Offsetdrucks hatte diesen Laden überrollt, und so liefen wir zwischen verlassenen Setzkästen umher und atmeten ein letztes Mal das Aroma des Hochdrucks.
An einer Säule hing, vermutlich zu Übungszwecken für den jungen Schriftsetzer, ein vergilbtes Zettelchen, auf dem der „Panther“ mit Schreibmaschine getippt war. Ich war so verzaubert davon, dass ich diese drei Vierzeiler sogleich auswendig konnte. Trotzdem nahm ich den Zettel mit.
Jahre später lernte ich auf einer Dienstfahrt nach München einen jungen Mann kennen, der versuchte, sich als Künstler selbst zu erfinden. Seine zeichnerischen Ambitionen investierte er u. a. in ein aufwändiges Tattoo. Als er einige Zeit später unter dem Namen Logan McCree als schwuler Pornostar Karriere machte, dauerte es nicht lange, bis sich – diesseits und jenseits dieses Segments – viele seiner Fans ähnlich tätowieren ließen.
Irgendwann dazwischen hat er mich einmal in Hamburg besucht und mir die obige Zeichnung geschenkt, nachdem ich ihm meine kleine Panther-Geschichte erzählt hatte.