Sursum Corda

Ein alter Freund sagte mir nebenbei, er sei religiös, und das wisse ich ja. Obwohl ich ihn immer als sehr integer wahrgenommen habe, wäre ich niemals auf die Idee gekommen, ihn als religiös zu bezeichnen. Als er meine Verwunderung bemerkte, schob er eilig nach, mit der Kirche habe er natürlich nichts am Hut, aber beten würde er gelegentlich. In letzter Zeit etwas häufiger.

Beten tu ich niemals, obwohl mir das von klein auf beigebracht worden ist. Aber worin besteht nun meine Beziehung zu den höheren Gewalten, denn die gibt es ja? (Ich spreche ungern von „höheren Mächten“ oder einem Gott, da ich nicht glaube, dass da wirklich eine kalkulierende, denkende Entität auf mich hinunterblickt, und beim Drücken auf die ENTER-Taste sagt: „Jetzt lasse ich seine EC-Karte aus dem Geldbeutel heraus verschwinden und an einem sehr seltsamen Ort Tage später wieder auftauchen!“
Mir ist aufgefallen, dass ich heute vieles gar nicht mehr so übel finde, was mir einst als unfreundlicher Akt des Schicksals erschienen ist. Das kann nicht nur bei mir so sein. Oscar Wildes Einsicht, dass die Götter unsere Gebete erhören, wenn sie uns richtig ärgern wollen, ist ja nicht umsonst so populär.
Und noch ist das Alter nicht erreicht, an dem es zwangsläufig ebbe ist mit den Sachen, die nicht schmachvoll sind.
Ich glaube, ich würde von der Laune des Schicksals sprechen. An die glaube ich unbedingt. Auch wenn sie ein bisschen ist wie die EU. Ich weiß nie, wen ich anrufen soll, wenn ich etwas von ihr will.

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