Angebote an den Volksmund (19)

betr.: Gesellschaft und Kommunikation

Ein großer Wortschatz ist in den Zeiten der Smartphone-Pictogramme, Grummelsmileys und 160-Zeichen-Beschränkung nicht mehr ‚in‘ – aber für alle interessant, die gerne (im positiven Sinne) aus der Masse ausscheren wollen. In dieser Rubrik werden hübsche Ausdrücke vorgestellt, die nicht (mehr) gebräuchlich sind – und das zu meinem Bedauern.

Kobayashi Maru
= im schicksalhaften Sinne ausweglose Situation, an der man ohne Gesichtsverlust scheitern bzw. zugrundegehen kann, ohne sich aufzuregen oder unnötig abzustrampeln. Jede Gegenwehr wäre Zeitverschwendung.
Quelle: Im zweiten Kinofilm der Raumschiff-Enterprise-Mannschaft „Der Zorn des Khan“ (1982) erleben wir zu Beginn eine infernalische Mission, die sich im Nachhinein als der „Kobayashi Maru“-Test herausstellt. Dieser Test ist – wie gesagt – unlösbar, die Mission aussichtslos. Captain Kirk, der alte Halunke, hat ihn seinerzeit bestanden, weil er „den Test an sich geändert“ hat, wie auch immer er das angestellt haben mag.

Luca-Brasi-Methoden
= ein ruchloses, brutales Vorgehen im sozialen Umfeld, das mitunter zum Erfolg führt, obwohl es das korrekterweise nicht dürfte.
Quelle: Luca Brasi war Marlon Brandos Mann für’s Grobe im Filmklassiker „Der Pate“, ein kugelrunder Kraftprotz, der ein schlimmes Ende nahm.

Melotranz
= selbstgerechte Unzufriedenheit / Selbstmitleid in Kombination mit einem lautstarken Mitteilungsbedürfnis, fußend auf der Weigerung zu erkennen, dass Probleme durch Jammern nicht besser werden.
Quelle: dieser auf Anhieb allgemeinverständliche Neologismus stammt aus dem Theaterstück „Der Minutendieb“ von Cadwiller Olden und hat sich verblüffenderweise nie durchgesetzt.

Dieser Beitrag wurde unter Gesellschaft, Philologie, Popkultur abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert