Ist Opposition wirklich so Scheiße?

betr.: 62. Jahrestag des Volksaufstandes vom 17. Juni

Auf die Zerstrittenheit der Linken konnten sich die Rechten stets verlassen, wenn es drauf ankam.

Dass der Klerikalfaschist Francisco Franco fast 40 Jahre lang Spanien regieren durfte, ist auch das Ergebnis der Zerstrittenheit seiner Feinde. Während der junge Diktator sich mit den Faschisten und der römischen Kirche zusammentat, schlachteten sich im Spanischen Bürgerkrieg Trotzkisten und stalintreue Sozialisten gegenseitig ab, anstatt sich um den politischen Gegner zu kümmern. Selbst im Untergrund konnten sie nicht voneinander lassen …

Auch die Nationalsozialisten hatten mit ihren Widersachern leichtes Spiel, wie man sich erinnert. Der Schriftsteller Alfred Andersch wußte nachträglich sogar ziemlich genau, was da schiefgelaufen war: „Eine an sich militante Partei, die sogar eine unterirdische Militärorganisation hatte, den Roten Frontkämpferbund – diese Partei, von der wir Jungen natürlich annahmen, sie würde angesichts (…) einer faschistischen Machtergreifung zu den Waffen greifen – tat dies keineswegs, sondern ließ sich geschlossen in die Konzentrationslager abführen. Ich muss (…) das aber [ein bisschen] einschränken: „geschlossen“ ist nicht ganz richtig. Sie war in der Lage, sogar relativ schnell kleine Untergrundzellen in Deutschland und ein gewisses Wirkungsnetz von der Emigration her aufzubauen. Das hat sie getan (…) – sie war die einzige Kraft, die im Jahre 1933 sofort damit begann, einen Widerstand der ersten Stunde aufzubauen. Aber mir genügt das nachträglich nicht. (…) Ein deutscher Bürgerkrieg hätte der Welt wahrscheinlich den Zweiten Weltkrieg erspart.“

Nun leben wir wieder in einer Situation, in der die untereinander zerstrittenen linken Kräfte darüber nachdenken, sich zusammenzutun. Zum Glück wäre ihre Mission weitaus weniger dramatisch. Heute ist der Feind lediglich eine offiziell konservative Kanzlerin, die dem linken Lager nach und nach sämtliche Themen und Standpunkte abgeluchst hat, ohne von dessen Seite auf irgendeinen Widerstand zu stoßen.
Ob sie sich wohl diesmal zusammenraufen werden, die SED-Nachfolgepartei, die zurzeit vollständig unsichtbaren Grünen und die Partei unseres gesinnungslosen Vizekanzlers?
Ich weiß gar nicht, ob ich das möchte.

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