betr.: 33. Todestag von Curd Jürgens
Als ich mir das Erinnerungsbuch von Curd Jürgens kaufte, hoffte ich, er würde ein bißchen von den Dreharbeiten bei „James Bond“ erzählen, aber daraus wurde nichts. Der „autobiografische Roman“ „… und kein bißchen weise“ war schon im Vorjahr von „Der Spion, der mich liebte“ herausgekommen.
Curd Jürgens war einer der wenigen wirklichen deutschen Weltstars, der „normannische Kleiderschrank“, der einzige Schauspieler überhaupt, der in vier verschiedenen Sprachfassungen seiner Filme persönlich zu hören war – und das war gut, denn seine Stimme allein wäre die Kinokarte wert gewesen.
Er war überdimensional – so ähnlich wie Orson Welles – und somit rein rechnerisch für knapp 100% aller Rollen, die man theoretisch spielen könnte, ungeeignet. Wie wir wissen, hat ihm das nie Probleme bereitet.
Ein Kollege von mir bezeichnete Curd Jürgens einmal als „begnadeten Schmieranten“, und nach einem kleinen Schreck fiel mir auf: der Mann hat recht! Obwohl sein Spiel nichts mit der Realität zu tun hat, glaubt man ihm jedes Wort. Und das Ganze macht auch noch einen Heidenspaß.
Gut – einmal ist es schiefgegangen, aber auch das hat Unterhaltungswert.
In der qietschbunten Filmversion des „Schinderhannes“ bemüht sich der Meister um eine Dialektfärbung (hessisch?). Hier ist er ausnahmsweise überfordert. Was Jürgens von sich gibt, ist eine Sprache, die es in der Natur nicht gibt, etwa so innovativ wie Klingonisch, und am Set hat dies wohl niemand zu kritisieren gewagt.
Selbst in den Augenblicken allergrößter Pompösität bleibt Jürgens ein Original, irgendwie goldig. Als ihn Georg Stefan Troller in den 70er Jahren in einer seiner zahlreichen Villen besucht – der Pool ist mit schönen Frauen gefüllt, der Hausherr empfängt in Shorts und mit offenem Hemd – kommt es gleich zu mehreren dieser Jürgens-Momente.
Der Star hat die Füße auf den Schreibtisch gelegt – er wird jetzt quasi von unten gefilmt – und der Reporter befragt ihn zur Misere des deutschen Nachkriegsfilms oder so etwas in der Art. Jürgens winkt ab: „Es gibt hervorragende Schauspieler in Deutschland … mein Gott, nehmense Fröbe … nehmense mich!“