Second Time Lucky

betr.: 102. Geburtstag von Desmond Llewelyn

Der Waffenmeister Major Geoffrey Boothroyd kommt in den Büchern von Ian Fleming nicht vor, er ist für die Leinwand erfunden worden. Der Weitblick, den die Bond-Produzenten damit bewiesen, ist beachtlich. Diese Figur, die im ersten Film „Dr. No“ noch ein von Peter Burton etwas langweilig gespielter Beamter war, wurde in den langen Jahren mit dem Darsteller Desmond Llewelyn ab dem zweiten Film zur beständigsten Personalie in der langen Geschichte dieser Filmreihe. Und zu einer wichtigen witzigen Nebenrolle.
Jeder Held braucht einen Vorgesetzten, der ihn quält oder wenigstens ärgert. Als sich „M“ im Laufe der Zeit nicht mehr dagegen wehren konnte, die Erfolge seines Doppelnull-Agenten zur Kenntnis zu nehmen und zu würdigen, fiel dem Major mit dem Tarnnamen „Q“ (die Abkürzung für Quartiermeister) die Rolle der Nervensäge mehr und mehr zu. Das machte deshalb so viel Spaß, weil man den guten Mann ja verstehen kann. Das Verhältnis von „Q“ zu 007 wird in einem der Filme in einem kurzen Wortwechsel definiert, der ungefähr lautet: „Ich wäre glücklich, wenn Sie diesen Wagen ausnahmsweise in einem Stück von der Front zurückbrächten, 007!“ – „Sie wären erstaunt, wenn Sie wüssten, wie groß der Verschleiß an der Front ist!“

Er müsste es gewusst haben – wenn auch aus Erfahrungen, die ihn nicht gerade zum Waffenmeister qualifizieren. Vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ging Llewelyn zu den Royal Welch Fusiliers und war bald darauf in Frankreich im Einsatz. „Ein Panzer kam auf uns zu“, erzählte er später. „Wir waren in einer Scheune versteckt, und wir hatten so ein Ding, das sich Panzer-Abwehrgewehr nannte. Ich sagte zu meinem Sergeant: ‚Da ist ein Panzer! Wir sollten dieses Panzer-Abwehrgewehr abfeuern!‘ Er sagte: ‚Nein, nein! Auf keinen Fall!‘ Ich fragte, warum. Aber er sagte nur: ‚Bloß nicht abfeuern!‘ Ich sagte: ‚So’n Quatsch!‘, schnappte mir das Ding und schoss. Der Rückstoß hat mich erst mal auf den Allerwertesten gepfeffert, und dann gab’s noch das gewaltige Mündungsfeuer vorneraus, was die Panzerbesatzung natürlich gesehen und daraufhin zurückgeschossen hat. Glücklicherweise war der Panzer schon so nahe, dass die Granate einfach durch die Scheune durchflog und draußen explodierte.“ Die Einheit musste sich ergeben, und er verbrachte die nächsten fünf Jahre als Kriegsgefangener. Im Lager konnte er die Schauspielerei weiterentwickeln, mit der er kurz zuvor im Internat in Oxfordshire begonnen hatte.

Desmond Llewelyn hätte den Part des „Q“ sicher noch länger gespielt, wäre er nicht im Dezember 1999 bei einem Autounfall ums Leben gekommen.

Dieser Beitrag wurde unter Film, Popkultur abgelegt und mit , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert