Broadway’s Like That (31): A Trav’ling Minstrel

9. Cole Porter – Der spitzfindige Gentleman (1)

„Begin The Beguine“ ist einer der beiden bekanntesten Songs von Cole Porter (der andere dürfte „Night And Day“ sein). Dieser ungewöhnlich lange Song (der 108 Takte, statt der im klassischen Song üblichen 32 Takte umfasst) besitzt, was den typischen Porter-Touch ausmacht: eine weit ausgesponnene Moll-Melodie über einem pulsierenden exotischen Tanz-Rhythmus – hier dem des Beguine, einem Gesellschaftstanz, dessen Urform auf Martinique entstand. Die gleiche weltmännische Gewandtheit wie aus seiner Musik, spricht auch aus Porters Songtexten, die er stets selber schrieb.

„Orte haben mich immer inspiriert“, bemerkte Cole Porter einmal, und so erfand er auch „Begin The Beguine“ auf einer seiner zahlreichen, ausgedehnten Reisen, nachdem er einen Tanz von Südsee-Insulanern beobachtet hatte.
Im Musical-Film „Broadway Melody of 1940“ tanzen Fred Astaire und Eleanor Powell, die damals beste Tänzerin Hollywoods, eine wunderbar virtuose Nummer dazu, die letzte große Production Number Hollywoods, die in schwarz-weiß gefilmt wurde.
Ursprünglich gehörte „Begin The Beguine“ in das Musical „Jubilee“ von 1935, dessen Musik Porter von der erwähnten viereinhalbmonatigen Weltreise nach Hause mitbrachte. Zu jener Zeit – in den 30er Jahren – war Porter einer der produktivsten Musicalschreiber, doch dieses beiläufig wirkende Komponieren während einer Vergnügungsreise erinnert noch an den Gentleman-Komponisten, als der er bis weit in die 20er Jahre hinein erschien.

Obwohl Porter von allen Broadway-Komponisten die fundierteste musikalische Ausbildung genossen hatte, war sein Aufstieg keineswegs so kometenhaft wie der seiner Kollegen. Von Haus aus vermögend, später auch reich verheiratet, hatte es Porter aber auch nicht nötig, mit seiner Begabung seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Zusammen mit seiner Frau Linda gehörte er der sogenannten Café-Society an, ein Phänomen, das in den späten 20er Jahren hervorzutreten begann und das die Zeitschrift „Vogue“ als eine „bunte, verschwenderische Gesellschaftsarmee“ beschrieb, deren Ränge von „reichen, sorgenfreien und oft auch müßiggehenden Leuten“ eingenommen werden. Seine Songs schien Porter zunächst einmal zum eigenen Vergnügen und dem seiner Freunde zu schreiben, doch war er alles andere als ein musikalischer Dilettant. Bereits als Kind zeigte der 1891 in Peru, Indiana geborene Porter kompositorisches Talent. Nach dem Willen seines Großvaters sollte er Jura studieren, wurde nach Yale, dann nach Harvard geschickt, wo er schließlich doch ein Musikstudium aufnehmen konnte. Noch in Yale hatte er zwei als Muntermacher des Football-Teams überaus beliebte Songs verfasst.

Als erstes Musical Porters kam 1916 „See America First“ an den Broadway, ein Versuch, Gilbert & Sullivan zu amerikanisieren, sowie George M. Cohans Hurrah-Patriotismus zu parodieren. Nachdem „See America First“ sich als wenig zugkräftig erwiesen hatte, ging Porter 1917 nach Frankreich. Bis in die 20er Jahre hinein sollte er hauptsächlich in Europa, vor allem in Paris und Venedig leben.
Erst mit “Fifty Million Frenchmen” – thematisch von seinem Europa-Aufenthalt deutlich inspiriert – war es Cole Porter 1929 gelungen, im Broadway-Theater Fuß zu fassen. Das nächste Jahrzehnt sollte das erfolgreichste seiner Laufbahn werden. Außer am Broadway reüssierte er auch noch in Hollywood.

Forts. folgt

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