Handgemachter Digitalkram

betr.: 4. Todestag von Wolf Gerlach

Als die Mainzelmännchen ihren 50. Geburtstag feierten, war ihr Schöpfer, der Heilpraktiker Wolf Gerlach, leider gerade nicht mehr unter uns. Das ZDF widmete seinem größten Beitrag zur deutschen Trickfilmgeschichte eine wirklich sehenswerte Dokumentation – sehenswert, weil systematisch erzählt und voller Archivmaterial. Meister Gerlach wird im Tonstudio gezeigt, wo er die Stimme(n) seiner Geschöpfe persönlich hervorbringt. Ihr Schlachtruf „Gunnaaamt!“ klingt den älteren von uns noch selig in den Ohren wie sonst nur das „Thööööl-ke!“ der „Aktion Sorgenkind“.

MainzelFB
Sieben sind einer zuviel! Wer findet den Falschen?

Im sich wandelnden Look der sechs Helden Fritzchen, Conni, Edi, Berti, Anton und Det (das ist der Schlaue mit der Brille) spiegelt sich unsere Fernsehgeschichte. Nach meiner Einschätzung sehen die Jungs in den 70er Jahren (ganz allgemein eine Blütezeit des Deutschen Humors) am lustigsten aus. Leider gilt auch für Fantasiegeschöpfe inzwischen der Satz des Ovid: „Niemandem bleibt seine Gestalt“.
Ein Happy End hat „50 Jahre Mainzelmännchen – Zeitzeugen vom Zeichenbrett“* also leider nicht. In den letzten Minuten werden die Mainzelmännchen in ihrer heutigen Form gezeigt: klinisch, begradigt, entlebt. Schon wieder zum Lachen ist dann allerdings die Antwort auf die Frage, warum die Zeichnungen nach wie vor von Hand gefertigt werden, wo man es doch am Computer heutzutage so viel leichter habe. „Wir halten eben gerne noch das alte Handwerk hoch“, erklärt Produktionsleiterin Martina Sasse. „Sie sind liebenswerter! Es sieht anders aus, wenn sie mit der Hand gezeichnet sind, als wenn man sie im Computer generieren wurde!“
Ach, die sind von Hand gezeichnet? Da wäre ich nie drauf gekommen!

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* Ein Film von Jens Doumen, im ZDF am 28.03.2013

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