Weltliteratur zur Kinderstunde

betr.: 44. Todestag von Pearl S. Buck

Als Tochter eines Missionars in China aufgewachsen und nach dem Studium in die USA heimgekehrt, kannte Pearl S. Buck das Leben in Fernost aus eigener Anschauung. Bereits im Jahr vor der Ehrung ihres wichtigsten Romans „Die gute Erde“ durch den Literaturnobelpreis wurde der Stoff von MGM verfilmt, und für einige Zeit galt er als unsterbliches Meisterwerk des Kinos.
Geschildert wird das Leben der chinesischen Landbevölkerung, die zwischen ihrer grimmigen Tradition, dem Kontakt mit der modernen Zivilisation und der klimatischen Ungastlichkeit ihrer Heimat aufgerieben wird, welche sich selten als „gute Erde“ erweist.

Dieser Film musste zweimal gedreht werden. Zunächst wollte man ihn ungewöhnlicherweise am Originalschauplatz realisieren. Die Nationalchinesische Regierung mischte sich intensiv in die Darstellung ihres Landes ein: die Bäuerinnen mussten bei der Feldarbeit feinste Seide tragen und edles Mandarin sprechen. Anstelle der mageren Ochsen sollten Traktoren im Bild erscheinen, also wurden unter großen Aufwand zwei davon herbeigeschafft. (Es gab in ganz China nur noch zehn weitere davon, die dem Volk weiterhin zur Vefügung standen.) Dennoch waren die Machthaber mit dem Ergebnis unzufrieden. Sie ließen einen Geheimdienstmitarbeiter das Werftgebäude im Hafen von Shanghai anzünden, in dem das Filmmaterial für den Abtransport nach Kalifornien gelagert worden war, und Louis B. Mayer mußte den Film dann doch auf seinem prächtigen Studiogelände drehen.

Die mediale Präsenz des so entstandenen Films „Die gute Erde“ (1937) passte nicht gut zu meiner persönlichen Biographie. Als er noch im Fernsehen gezeigt wurde, war ich altersmäßig noch nicht in der Lage, ihn zu verarbeiten – zumal ich für seine Präsentation in der „ZDF-Matinee“ zu spät ins Wohnzimmer kam. Meine kleinen Schwestern hatten rechtzeitig eingeschaltet und waren in heiter-sarkastischer Stimmung, noch ganz gebannt von der Schlußszene des soeben zuendegegangenen Films, die sie total bescheuert fanden. Eine Frau fragte einen Mann, wovon der er denn nun leben wolle. Dann hörte man wohl ein leises Knacken, das aber auch mit dem Alter des Filmmaterials zusammengehangen haben könnte, und der Mann entfernte sich rückwärts aus dem Bild. Er sprach dabei mit mystischem Unteron die Worte „Ich stehle“. Ende.
Mit dieser unkonventionellen Art, einen Film zu beenden waren wir alle drei überfordert. (Was mögen erst unsere französischen Altersgenossen gedacht haben? Das Schlusswort „je vole“ bedeutet dort sowohl „ich stehle“ als auch „ich fliege“ …)
Jedenfalls wird es Zeit für eine Neubewertung – vielleicht erbarmt sich ja arte und wiederholt das gute Stück bei Gelegenheit …

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