Broadway’s Like That (57): Cy Coleman und „City Of Angels“

18. Hollywood und der Broadway – Eine Hassliebe (2)

Cy Coleman zog zunächst nichts zum Theater. Einige Hitparadenerfolge wie sein für Frank Sinatra geschriebener Song „Witchcraft“ trugen ihm jedoch den Auftrag zu seinem ersten Musical „Wildcat“ ein. 1962 komponierte er die Songs zu Neil Simons irrwitziger Farce „Little Me“. Die legendäre Diva Belle Poitrine berichtet mit geheuchelter Bescheidenheit von ihrem Aufstieg aus ärmlichen Verhältnissen zu Ruhm und Reichtum und den Männern ihres Lebens. Diese wurden alle von dem Fernsehkomiker Sid Ceasar verkörpert, dem der Song „Boom-Boom“ Gelegenheit zu einer hinreißenden MauriceChevalier-Parodie bot. Von der Kritik hochgelobt, war die Publikumsresonanz trotz Colemans schwungvoller, jazzinspirierter Musik enttäuschend. Erst mit „Sweet Charity“ begann seine Glückssträhne.

Mit „City Of Angels“ gelang Coleman 1989 eine liebevolle Hommage an Hollywoods „Schwarze Serie“ und an Schriftsteller wie Raymond Chandler oder Dashiell Hammett. Schauplatz der Handlung ist die „Stadt der Engel“ Los Angeles, wo sich in den 40er Jahren zu Ruhm gelangte Autoren wie Chandler, Hammett, Scott Fitzgerald oder William Faulkner als Lohnschreiber für die Filmindustrie verdingten. David Zippel schrieb elegante Songtexte.
Musikalisch orientiert sich “City Of Angels” an jazzorientierter Popularmusik der 40er Jahre, etwa am Big Band Swing. Es soll sogar jede Musiknummer im Stil einer anderen Big Band instrumentiert worden sein. Der Komponist Cy Coleman – 1929 in der New Yorker Bronx geboren – steht ohnehin dem Jazz nahe. Nach pianistischen Anfängen mit klassischer Musik, wandte er sich der Popularmusik zu und schrieb zunächst Popsongs. Außerdem trat er als Unterhaltungs- und Jazzpianist auf, wobei er einen Stil entwickelte, den er – auf den „Bebop“ anspielend – scherzhaft als „be-poppy“ bezeichnete. Mit der jazzbezogenen Musik von „City Of Angels“ erfindet er genau das Äquivalent zum indirekten, spielerisch-sarkastischen Ton von Libretto und Songtexten. Doch einmal kann er die Violinen aufrauschen lassen, und das geht auf das Konto der Figur des Produzenten Buddy Fiddler, denn selbstverständlich weiß der auch, welche Musik zu seinem Film gehört. Sie soll etwa so klingen wie die zu „Vom Winde verweht“.
Originalton Buddy: „Wollen Sie etwa meinen Musikgeschmack bezweifeln? Wissen Sie eigentlich, wie viel ich letztes Jahr den Sinfonikern gespendet habe?“

Forts. folgt

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