Die schönsten Hörspiele, die ich kenne (5): „Der verschwiegene Garten“

„Der verschwiegene Garten“ von Gilbert Keith Chesterton, Übersetzung: Heinrich Fischer, Regie: Klaus Zippel, Produktion: mdr/SWR/rbb 2005 – 54 min. – Besetzung und weitere Infos: http://hoerspiele.dra.de/vollinfo.php?dukey=1553961

Das Mondlicht machte ihn toll. Wie durch Zauberkraft war er in einem Garten der Minnesänger gefangen, in einem Watteauschen Feenreich.

Der Chef der Pariser Polizei, Aristide Valentin, gibt eine Abendgesellschaft in seinem festungsartigen Anwesen. Seine Gäste sind der englische Botschafter Lord Galloway, Lady Galloway und ihre Tochter Lady Margaret Graham, die Herzogin von Mont St. Michel mit ihren beiden hübschen Töchtern, ferner der Arzt Dr. Simon, Pater Brown und Kommandant O’Brien von der Fremdenlegion. Etwas verspätet erscheint noch der amerikanische Millionär Julius K. Brayne, dessen Spleen darin besteht, alle möglichen religiösen Sekten mit viel Geld zu unterstützen. Der Gastgeber selbst trifft mit Verspätung ein.
Nach dem Dinner macht Lord Galloway im Garten eine schreckliche Entdeckung: ein Unbekannter liegt tot im Gras. Sein Kopf wurde vom Rumpf getrennt. Das ist besonders mysteriös, da der Garten nur durch das Haus zu betreten ist und dort ein Diener ständig Wache hält. Der Mörder muss sich also unter den Anwesenden befinden. Doch nicht der Berufsdetektiv Valentin löst den Fall, sondern der kleine Pater Brown, der sich mit der Unerbittlichkeit eines Terriers in der Sache festbeißt.

Eigentlich handelt es sich nur um eine Lesung des Originaltextes, in der die wörtliche Rede mit illustren Kollegen besetzt ist – hier sei nur der unbezahlbare Horst Bollmann erwähnt, der den Pater Brown spricht -, Atmos und Geräusche sind spärlich. Umso unverstellter wirkt die Erzählkunst von Gilbert Keith Chesterton (und seines großartigen Übersetzers), dem ich in Kenntnis der miefigen Heinz-Rühmann-Verfilmungen seiner „Pater Brown“-Krimis eine so abgründige Prosa nicht zugetraut hätte.
„Der verschwiegene Garten“ wartet mit einem selbst für Plüschkrimi-Verhältnisse hermetischen Schauplatz auf, und was sich an Verkommenheit und Niedertracht darin abspielt, ist die reine Freude. Die Pointe erst einmal erfahren zu haben, schmälert das Vergnügen des Wiederhörens in keinster Weise – sie ist ohnehin vollkommen absurd. Nichtsdestotrotz wurde sie knapp 100 Jahre nach ihrer Erfindung im Rahmen des Serienbooms der späten 2010er Jahre in mehreren Krimi-Mehrteilern wiederverwendet.

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