Fröhlich in die Kiste

betr.: 115. Geburtstag von Cary Grant

1966 drehte Cray Grant nach berauschender Karriere seinen letzten Film, „nicht eigentlich und vorsätzlich als Abschiedsvorstellung gedacht, sondern einfach ein Film, nach dem sich kein weiterer Grant-Film mehr ergibt“ (so sein Biograph Donald Deschner). Es heißt, der Star habe aufgehört, weil dieses der erste Film gewesen sein, in dem er das Mädchen nicht bekommen habe. Das klingt ironisch überspitzt, doch es sei nun einmal furchtbar enttäuschend, einen alten Schauspieler zu sehen, den man als jungen Mann in Erinnerung hat: „Ich weiß das, denn ich habe Schauspieler gesehen, die das gemacht haben. Man sagt sich: Oh weh, was für ein Jammer.“ Das sagte Cary Grant zwanzig Jahre später einem Interviewer des kurzlebigen Kinomagazins „Cinema plus“.
Gekonnt und voller Charme pariert er die üblichen koketten Fragen nach seinem langjährigen Status als Sex-Symbol, seinem mit 82 noch immer „blendenden“ Aussehen, der Institution der Ehe, dem nahenden Ende u. ä. Man möchte ihm glauben, dass er auch ohne Minderwertigkeitskomplexe kein guter Redner sei. Ich musste daran denken, wie er bei der Verleihung des „Life Achievement Award“ an seinen prominentesten Regisseur Alfred Hitchcock beim Bankett an dessen Seite saß. Während alle übrigen Stars kleine Ansprachen hielten, sagte er nur – als letzter der Parade – „The best is yet to come“ oder sowas.

Cary Grant klingt in dem Interview ein bisschen wie der junge Arnold Schwarzenegger, wenn er die verklärende Sicht auf den Schauspielerberuf auf das Praktische, Geschäftliche herunterbricht. Doch er scheint sich wohlzufühlen in diesem Leben nach dem großen Rummel, genießt die Annehmlichkeiten seines Wohlstands, seiner diversen Posten und Pöstchen bei einer Fluggesellschaft, einer Rennbahn, im Kuratorium eines Museums oder als Werbeträger für Herrenkosmetik.
Erst vor wenigen Tagen las ich (anlässlich einer TV-Serie, zu der er die Idee geliefert hatte) ein Interview mit einem noch flotteren Ruheständler unserer Tage: Harald Schmidt (der hier genauso groß war wie Grant in Hollywood). Der Text trieft von Schmidts üblicher säuerlicher Verachtung für all jene, die ihn jahrelang feierten, gewähren ließen, ihn durchs Feuilleton gewunken haben, ihm seinen Erfolg ermöglichten. Irgendwie unter seiner Würde, wie leicht sich diese Branche von ihm hat enteiern lassen. Schmidt sagt immer wieder, er habe keine unerfüllten Träume mehr, nichts, was er unbedingt noch tun müsse. Genauso wie Cary Grant, doch dem ging es offensichtlich sehr gut damit.

Ein knappes Jahr nach dieser Bestandsaufnahme ging der fröhliche Ex-Filmstar von uns. Seinen letzten Film-Auftritt hat Grant – zu seiner Empörung – als ungefragter Komparse der Serie „Der Denver-Clan“ gehabt: er war privater Besucher des glamourösen „Carousel-Ball“, auf dem auch die Stars der Serie ein paar Szenen spielten.

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