„Metropolis“ – die zweite und die dritte Weltpremiere

betr.: 117. Geburtstag von Gustav Fröhlich

Wie man sich erinnert, wurde der lange Zeit schwer verstümmelte deutsche Stummfilmklassiker „Metropolis“ 2010 auf der Berlinale in einer annähernd vollständigen Fassung präsentiert: stolze 147 Minuten dauert er nun wieder, nachdem in einem Kino in Buenos Aires eine arg zerkratzte, beinahe vollständige Kopie gefunden worden war, die man nun mit dem vorliegenden Material kombinieren konnte. (Üblicherweise sind es die sagenhaften „osteuropäischen Archive“, in denen solche Funde gemacht werden.)

Darüber haben wir die vorige „Metropolis“-Premiere fast vergessen. Sie trug sich 1984 zu, als der zweimalige Oscarpreisträger, der südtiroler Popmusiker Giorgio Moroder, seine 84minütige Fassung in Cannes und neun Monate später (es waren andere Zeiten…) auch in Berlin präsentierte. Er hatte die weltweiten Rechte erworben, den Film in einem dreijährigen Schaffensprozess in die damals längstmögliche Form gebracht (wobei er auch abgefilmte Standfotos und grafische Platzhalter einfügte), einen Rock-Soundtrack dafür produziert und das Werk mit teilweise recht grellen Farbfiltern unterlegt.
Der männliche Hauptdarsteller von „Metropolis“, der 83jährige Gustav Fröhlich, fand die neue Fassung „manchmal ein bisschen zu laut“, freute sich aber über die gute Resonanz beim jungen Publikum. Auch an sich selbst – es war erst seine dritte Filmrolle gewesen – übte er Kritik: „Ich war viel zu verzappelt. Ich hatte ja von diesem Spielen im Stummfilm keine Ahnung.“

Der weit verbreiteten Legende, er habe Goebbels geohrfeigt, hat Fröhlich bei dieser Gelegenheit widersprochen. Es stimmt, dass der spätere Reichpropagandaminister (der zwei Häuser weiter wohnte) ihm die Freundin ausgespannt hat (die tschechische Schauspielerin Lida Baarova) und dass der tollkühne Fröhlich ihn nach eine Filmpremiere dafür fürchterlich beschimpft hat. Aber eine Ohrfeige – das dann doch nicht. (Goebbels „saß schon halb im Auto, drehte die Scheibe hoch und ist weggefahren.“)
Wegen zu frecher Witze wurde er schließlich zum Reichsfilmintendanten beordert und für 18 Monate „in eine ganz miese Einheit gesteckt“. Befreundete Kollegen haben sich mit der Argumentation für ihn verwendet, es sei doch „idiotisch, dass einer unserer besten Schauspieler Sand schippt, und wir sollen 60 Filme im Jahr drehen“. Ab Januar 1943, als es auf den Höhepunkt des Durchhaltekinos zuging, durfte Fröhlich wieder filmen.
Er war noch mal davongekommen. Nach 1945 hat ihm die zeitweilige Ungnade genutzt.  

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