Die schönsten Comics, die ich kenne (32): „Der Haarkünstler“

„Der Haarkünstler“ – Text und Zeichnungen von Carl Barks, deutsch von Dr. Erika Fuchs, US-Original: „Spare That Hair“ in „Walt Disney Comics & Stories“ 272, Vol. 23, No. 8  vom Mai 1963 (Storycode: W WDC 272-01), Deutsche Veröffentlichungen: MM 14/64, TGDDSH 36, „Donald Duck – 50 Jahre und kein bisschen leise“, MM 34/85, MM 28/94, Klassik-Album 48, BL 47, BCS 16, CBC 24, Carl Barks Entenhausen-Edition Nr. 47

Ein „Donald Duck“-Comic von Carl Barks gehört eigentlich nicht in diese Reihe (da automatisch Teil des Kanons und daher meiner Fürsprache nicht bedürftig). Doch ich kann es mir nicht verkneifen, diesen unauffälligen Zehnseiter zu preisen.

Donald Duck ist der hingebungsvolle Friseur im eigenen Salon, dem sowohl eine ergebene Stammkundschaft als auch viel herausforderndes Laufpublikum förmlich die Bude einrennt. Jeden noch so verwegenen Wunsch erfüllt er mit einer Mischung aus schamanischem Fachwissen und kindlichem Improvisationstalent. Nach einer handlungslosen (aber ergiebig verkalauerten) Sketchparade zu Ehren des Berufsbildes wird Donald in einen Fall um einen ausgebrochenen Zirkusgorilla verwickelt. Er erwehrt sich der Angriffe seines stolzen Besitzers, des Zirkusdirektors, nachdem er den Affen arglos mit einem Haarschnitt und einer Rasur verschandelt hat, da er ihn für einen Kunden hielt.

Die üblichen glanzvollen Barks-Features fehlen – weite Reisen unter dem Regime des charismatischen Onkel Dagobert, finstere Mythen und malerische Fremdlinge. Weder die drei Neffen spielen eine Rolle, noch treten die Panzerknacker auf. Ungewöhnlicherweise erleben wir den notorisch klammen und erfolglosen Enterich als Meister eines anspruchsvollen Handwerks, das er beherrscht, als ob er es in vielen Jahren immer weiter verfeinert hätte.
Zwar kommt es in seinem Spätwerk ab und an vor, dass Barks seinen Helden als „Meister aller Klassen“ auftreten lässt, doch meistens sorgt ein grimmes Naturgesetz dafür, dass am Ende der Geschichte alles futsch und der traurige Normalzustand wieder hergestellt ist. Nicht so in diesem Fall. Der Traum darf Donald und uns erhalten bleiben.

Ich liebe die Variationen eines (letztlich beliebigen) Themas, den Goldenen Boden von Donalds Fleiß und den Sieg, den er dadurch einfährt. Und natürlich die Dinge, die an Carl Barks immer unwiderstehlich sind, selbst in einem Kammerspiel. Aber darüber wurde nun wirklich schon genug geschrieben.
„Der Haarkünstler“ gewinnt zusätzliche Aktualität in einer Zeit, da die Barbiere wie Pilze aus dem hippen Innenstadtboden schießen.

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