Fortsetzung vom 17.7.2020
Obwohl sich dieses klassische Karrieremodell grundsätzlich auf unsere deutschen Verhältnisse übertragen lässt, sind einige Unterschiede erwähnenswert.
Zunächst einmal hat es die sinnige Tradition der TV-Verantwortlichen, die sich nach Feierabend in eine Show zu setzen, um nach Talenten Ausschau zu halten, bei uns bis etwa zur Jahrtausendwende kaum gegeben. In der öffentlich-rechtlichen Ära war es sogar absolut unüblich.
Dafür ist die folgende Geschichte beispielhaft.
In Mainz befindet sich sowohl das ZDF als auch das “Unterhaus“, das jahrzehntelang Deutschlands renommierteste Kabarett-Bühne war, eine Spielstätte für große und kommende Namen. In seinen zwölf Jahren als Unterhaltungschef des Senders wurde Wolfgang Penk nur ein einziges Mal im „Unterhaus“ gesichtet. Nicht etwa, um sich eine komplette Show anzusehen, sondern um einen bereits prominenten Kollegen zu einem möglichen Format zu befragen. (So erzählte es mir der langjährige Prinzipal der Bühne.)
Ein weiterer Unterschied zu den amerikanischen Verhältnissen liegt im historischen Moment. Der Begriff „Comedy“ und das Berufsbild des Stand-Up etablierten sich bei uns erst Anfang der 90er Jahre. Comedy und Fernsehen haben einander gegen- und wechselseitig sehr stark beeinflusst, doch dazu später mehr.