Ich geb’s auf!

betr.: „Fortsetzung folgt“ bei SWR2

Im „Literarischen Quartett“ brachte Marcel Reich-Ranicki sein Missfallen einmal auf die Formal, dieses Werk sei doch eher Frauenliteratur. Sigrid Löffler, der das Buch unwesentlich besser gefallen hatte, tat ihre Pflicht und tadelte ihn für die Frauenfeindlichkeit, bei der sie ihn ertappt haben wollte.
Ich glaube, so hatte Reich-Ranicki das gar nicht gemeint.
Literatur ist dann am besten, wenn sie möglichst unterschiedliche Menschen anspricht. Also nicht nur Frauen, sondern auch Frauen. Wäre ein anderes, vergleichbar gescheitertes Buch als „Jungsliteratur“ bezeichnet worden, hätte das sicher niemand beanstandet.

Ich musste an diese Situation denken, als ich die gestern gestartete neue Lesung auf einem öffentlich-rechtlichen Radiosender nachhörte. Ich entscheide mich gern nach der ersten Folge, ob ich Reihe komplett aufzeichne, um sie mir dann am Stück anzuhören.
Heute hatte ich schon nach wenigen Minuten einen bösen Verdacht, von dem ich mich nicht mehr erholte – das gleiche Gefühl, das Marcel Reich-Ranicki in jeder Gesprächsrunde gehabt haben mag (und ich schon bei der vorangegangenen Serie).
Ein einziges ereignisloses, verspanntes Selbstgespräch – in diesem Falle ein weibliches, aber auch aus männlicher Perspektive hätte es mich gelangweilt. (Zwischendurch wurde mehrmals deutlich, dass die Autorin sich den Wikipedia-Eintrag zu Guy de Maupassant durchgelesen hatte, aber das ließ ihre eigene Prosa nicht besser aussehen.)

Ich liebe diese Bücher, bei denen mir beim dritten oder vierten Kapitel auffällt, dass mich die Geschichte eigentlich nichts angeht und dass mich das Milieu im Grunde nicht interessiert. Und dass ich das bisher noch gar nicht bemerkt habe, weil es einfach gut oder wenigstens gut erzählt ist. Okay, ist vielleicht ein bisschen viel verlangt.

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