Medienlexikon – Film und Fernsehen: Til-Schweiger-Kino

Til-Schweiger-Kino
Sammelbegriff für eine Art von Filmen, die als serielle Produkte konzipiert und konsumiert werden, um eine spezielle Funktion in unserer Gesellschaft zu erfüllen. Sie sind der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich polargeschlechtliche Paare jederzeit einigen können, wenn es um ein gemeinsames Kulturprogramm geht. Während die Damen den Hautdarsteller anschmachten, freuen sich die begleitenden Herren, ohne allzuviel Aufwand tolerant sein zu können (und auf das, was sie nach dem Kinobesuch tun können). So ist jedem gedient. Nicht nur insofern sind diese Filme nützlich, sie tun auch der Kinobranche gut.
Die Kritiker, die sie mit den Maßstäben eines Kunstwerkes messen – und sei es ein so kommerzielles wie ein Kinofilm – tun ihnen ebenso unrecht wie der namensgebende Hersteller, der seine Arbeit für ein Gegenstück zur amerikanischen RomCom* hält und sich über ausbleibende Anerkennung ärgert, anstatt sich über die Treue ihrer Gefolgschaft und deren Erlöse zu freuen.
Eine ähnliche Rolle spielten in früheren Zeiten die Spencer-und-Hill-Prügelspäße sowie die aufwändig produzierten Klamotten der Zucker-Brüder aus Hollywood für die Gruppe der junggebliebenen Halbstarken. Damals waren sich Macher, Publikum und Kritik jedoch einig, was Anspruch und Verwendungszweck der Filme betraf.
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* Siehe dazu https://blog.montyarnold.com/2021/06/07/18261/

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