Medienlexikon – Film und Fernsehen (Rau-Sel)

Fortsetzung vom 4. Juni 2021

Rampenlied
siehe https://blog.montyarnold.com/2021/06/07/18261/

Raubkopie
siehe https://blog.montyarnold.com/2023/08/05/23377/

Regietheater
siehe https://blog.montyarnold.com/2023/11/28/24089/

Rip-Off
(= Abzocke) meint einen Film, der Figuren und Handlung einer erfolgreichen Produktion mit unbekannten Schauspielern billig kopiert und es in der PR bewusst auf eine Verwechslung mit dem Original anlegt. Besonders intensiv geschah das in den 80er Jahren mit serienmäßigen „Dschungelbuch“-Videocassetten, als der betreffende Disney-Trickfilm weder im Fernsehen, noch auf VHS vertrieben wurde. Es funktionierte! Unvergessener Kommentar eines Freundes, der darauf reingefallen war: „Stell dir vor, im siebten Teil singen die gar nicht mehr!“

Romcom
= Kurzform von Romantic Comedy, der seit dem frühen Tonfilm beliebten Verbindung von Romanze und Komödie. Das alberne Kürzel wurde allerdings nur vorübergehend gebraucht. Diese Phase begann 1989 mit „Harry und Sally“, einem Kammerspiel mit sensationellem Erlös, und etablierte in den nächsten 25 ein Erfolgsrezept: das Paar im Zentrum war möglichst prominent (Reese Witherspoon markierte die Untergrenze, wie mir ein Kenner erklärte), sein Lebensstandard milde luxuriös, der Look farbenfroh und wolkenlos. Kein Hollywoodstar war hier so zuhause wie der Brite Hugh Grant („Vier Hochzeiten und ein Todesfall“, 1994; „Notting Hill, 1999 u.v.a.m.). Er konnte zwar nicht in allen Filmen mitspielen („Silver Linings“, 2012), aber als er sich altersbedingt neue Aufgaben suchte, kam die Blüte der Romcom an ihr Ende – einstweilen.

Sandalenfilm
siehe Historienfilmhttps://blog.montyarnold.com/2022/01/31/19882/

Selbstreflexion
Seit „Sunset Boulevard“ (1950) die Moral der Filmmetropole in Frage stellte, ist viel Zeit vergangen. Die tatsächliche oder vorgetäuschte Selbstironie, -Hinterfragung und –Zerlegung gehört heute zum Grundton des Dialogs mit dem Publikum und ist allgegenwärtig. Im Film bedeutet sie z.B., dass Bösewichte im 2. Akt immer einen Psycho-Text aufzusagen haben, in dem sie an ihrem verkommenen Treiben zweifeln und um Verständnis buhlen. (Kein Schurke darf einfach nur böse sein und es genießen wie früher Blofeld oder Goldfinger.) In Sitcoms wird darüber gelästert, wie albern die eigenen Witze sind und wie schablonenhaft die Dramaturgie von Sitcoms ist. In TV-Shows ist die allerwichtigste Botschaft, dass sich hier niemand ernst nimmt – vor allem die Moderatoren nicht. Einzig in der Hauptausgabe der „Tagesschau“ um 20 Uhr werden sich (bislang) alle Formen der Anbiederung – denn um nichts anderes handelt es sich – weitgehend versagt!
In seiner heutigen Form begann dieses Phänomen 1989 mit der Serie „The Simpsons“, und zunächst geschah es mit großer Sorgfalt und schönen Ergebnissen. Das hat Nachahmer aufgerüttelt. Da diese Serie nach mehr als 30 Jahren noch immer durchgehend läuft, sieht sie sich heute von den Mutationen ihrer eigenen Kunst umgeben.

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