Die grünen und die grauen Lazarettfelder

betr.: Textanalyse

Clemens Setz ist nicht nur hinsichtlich der geschaffenen Textmenge außerordentlich fleißig, sondern auch bei der Wahl seiner Formate. Neben längeren Erzählungen, Kurzgeschichten und 1000seitigen Romanen produziert er Feuilletons, Essays, Hörspiele, Theaterstücke, Rezensionen, Vorworte, Gedichte und regelmäßige Einträge in die sozialen Netzwerke – Texte in allen Größen also. (Häufig lässt sich die Art seiner Arbeit aber gar nicht so leicht einsortieren.) Wer derart umtriebig ist, der kann jederzeit zwischen den Stilen und literarischen Ansätzen wechseln. Er kann es aber auch bleibenlassen – oder ganz anders machen.
In der Kurzgeschichte „Südliches Lazarettfeld“ aus dem Band „Der Trost runder Dinge“ schaltet der Autor mehrmals von einer Gattung in die andere. So gut die drei Passagen aufeinanderpassen, so gut ließen sie sich auch als eigenständige Texte lesen.

Abschnitt 1 – 2, 3. Absatz
„Südliches Lazarettfeld“ beginnt mit einer Alltagspoesie, die von der Setz-typischen gesteigerten Weltwahrnehmung geprägt ist: ein Schriftsteller verabschiedet sich von seiner Frau, um zu einer Literaturveranstaltung in Kanada aufzubrechen. Der Ich-Erzähler kokettiert damit, dem ähnlich zu sein, was wir über den Autor zu wissen glauben.

Abschnitt 2, 4. Absatz – Absatz 9, 2. Absatz
Es folgt ein Stand-Up-Monolog über das skurrile Leben auf dem Flughafen. Die Rituale, die dortige Atmosphäre und das Verhalten aller Anwesenden werden so zärtlich wie treffend beschrieben. (Könnte dieser Flughafen schon das titelgebende Lazarettfeld sein?)

Abschnitt 3, 3. Absatz – Ende
Nun geht die Geschichte in eine verstörende Allegorie über die Trennung eines Paares über. So präzise wie zuvor der Alltag, wird nun ein sprachloser Alptraum geschildert. (Wir sind tatsächlich im Lazarett angekommen.)

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