Die Schauspielerin Katharine Hepburn (1907–2003) hat auf die Frage, ob sie sich ihre alten Filme denn heute noch anschaue, geantwortet, sie habe keine Lust, sich in den Stadien ihres schleichenden Verfalls zu betrachten.
Als Facebook-Nutzerin hätte sie heute die Möglichkeit, das sogar ohne ihre Filme nicht zu wollen. Auf dem sozialen Netzwerk häufen sich Collagen, die Filmstars und sonstige öffentliche Personen im Zeitraffer abbilden, meistens mit liebevollen Grüßen an die Fans. Es gibt sogar eine sehr hübsch gemachte Serie mit Morphing-Effekten und Musik. Etwas weniger freundlich ist der immer wieder bei mir aufploppende Link zu einem Zeitungsartikel, der zu einem Artikel führt, in dem der Verfall des ehemals „schönen“ Filmstars Brendan Fraser in den Blick genommen wird.
Gegen solche Diashows ist natürlich nichts zu sagen – zumal bei öffentlichen Persönlichkeiten -, aber wozu sie (einmal angesehen von den genannten Gratulationsbegründungen) gut sind, wird nicht dazugesagt.
Der einzige Grund, der mir sofort einleuchtet: es wird getan weil es heute jeder tun kann – heute, da ein unerschöpfliches Bildarchiv im Netz bereitsteht. Man braucht gar nicht zu wissen, um wen es eigentlich geht, die Suchmaschine macht’s trotzdem möglich.
Vielleicht will sich eine immer länger lebende Gesellschaft einfach vergewissern, dass wir auch mit den Reichen und Schönen in einem Boot sitzen.
Marlene Dietrich hat sowas schon 1983 kommen sehen, als sie sich für einen Dokumentarfilm über ihr Leben und Werk nicht vor die Kamera begeben wollte. „Ich bin zu Tode fotografiert worden!“ lautete ihre rasch zum geflügelten Wort aufgestiegene Begründung. Ihre greise Stimme genügte, um den Film auch ohne aktuelle Bilder zum Welterfolg zu machen. Kaum war die Diva verschieden, beschickte ihre Tochter Maria Riva die Boulevardpresse stapelweise mit unvorteilhaften Altersbildnissen ihrer Mutter. Es war Teil eines offenen Rachefeldzugs.*
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* Dieser wird unter https://blog.montyarnold.com/2015/04/01/ganz-schoen-alt-die-arme-kleine/ näher erläutert.