E- und U-Musik – Demarkationslinie gefunden!

betr.: 70. Geburtstag des Rundfunkorchesters des Bayerischen Rundfunks (am 1. April)

Mit wenigen Tagen Verspätung, dafür aber zu umso früherer (um nicht zu sagen nachtschlafender) Stunde präsentierte das Bayerische Fernsehen unter seinem Label BR-KLASSIK dieser Tage ein bieder moderiertes Programm zum 70. Geburtstag des Münchner Rundfunkorchesters. Der Titel „Zauber schöner Melodien – Radiomusiken der 50er-Jahre“ war absichtlich altmodisch, die Musikfolge innerhalb dieser Klammer originell zusammengestellt.

Als sich der Moderator leidenschaftslos und im exakt üblichen Wortlaut über die Unsinnigkeit der Trennung von „U“ und „E“ ereiferte, wurde mir bewusst, dass es ausschließlich die Pfleger der E-U-Trennung sind, die diese andererseits beklagen. Der klassikferne Streaming-Nutzer kennt diese Begriffe gar nicht.
Ironischerweise lieferte das gewürdigte Orchester für die Lebendigkeit eben dieser Schubladenstruktur den schönsten Beweis. Die Ouvertüre des Musicals „High Society“ von Cole Porter geriet zu einem Paradebeispiel, wie es sich anhört, wenn E und U einander ins Gehege kommen. Durch das Intro dieses rhythmisch eher harmlosen Stücks verläuft die Demarkationslinie zwischen Dirigenten / Orchestern, die über einer solchen Trennung stehen und jenen aus dem nicht-angelsächsischen Raum, bei denen auch der leiseste Anflug einer Jazz-Synkope zu Problemen führt.
Aber hören Sie selbst:

Beginn der „High Society“-Ouvertüre, 2022 dirigiert von Joseph R. Olefirowicz
Beginn der „High Society“-Ouvertüre, 1956 dirigiert von Johnny Green

Tja, da merkt man es dann doch …

Dieser Beitrag wurde unter Fernsehen, Hörfunk, Medienphilosophie, Musicalgeschichte, Musik, Musik Audio abgelegt und mit , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert