Erinnerung an Effi Effinghausen (4)

Am kommenden Sonntag wird im POLITTBÜRO der 70. Geburtstag von Effi Effinghausen nachgefeiert (der coronabedingt um zwei Jahre verschoben wurde).
Deshalb gibt es in dieser Woche Souvenirs von und über Effi.
Heute: weitere Anmerkungen von Gerda Grauslig aus „Erinnerungen einer Thekenschlampe“.

Fortsetzung vom 24.5.2022

Ein knappes Jahr vor Effis Tod zu Weihnachten 1995 war auch die Geschichte des Café Tuc Tuc zuende. Einige der wichtigsten für dieses Lokal prägenden Persönlichkeiten waren abgewandert und hatten das Publikum mitgenommen. Als die staatliche Wohnungsgesellschaft Saga dem Café wegen Mietschulden kündigte, gab Gerda Grauslig, die den Laden ab 1989 allein betrieben hatte, auf.

Herrchens Frauchen (Gunter Schmidt und Lisa Politt) bei Effis und Kais Verabschiedung aus dem Tuc Tuc im Dezember 1986 – Foto: Olav Meyer-Sievers

Gerda Grauslig blickt zurück auf die Zeit der Abspaltung: der „Kulturflügel“ um Effi verließ das Tuc Tuc im Streit, Effi und Kai und übernahmen 1987 gemeinsam mit Bernard Wissing das Café Gnosa in St. Georg.
Die von Gerda bestaunte Verbundenheit hatte schon in Kiel begonnen. Effi und Kai haben dort Straßentheater gespielt und die HAKI mitbegründet (die Homosexuelle Aktionsgruppe Kiel). Als Effi (zusammen mit Rainer Bock, der heute ein gefeierter Schauspieler ist) das „Café Lucy“ betrieb, mauserte sich das Lokal zum schwulen Szene-Treffpunkt. Aber noch einmal zurück ins Tuc Tuc:

Mit der Eröffnung des Café Gnosa unter neuer schwuler Führung (aber unter Wahrung der nostalgischen Atmosphäre) begann die Etablierung des Stadtteils St. Georg als Hotspot des schwulen Hamburger Lebens. Im folgenden Jahr gründeten Corny Littmann und Ernie Reinhardt auf der Reeperbahn das „Schmidt“-Theater, das zunächst von den alten Weggefährten aus der Subkultur bespielt wurde: Miki Malör, Pelle Pershing, Georgette Dee, Gunter Schmidt und Lisa Politt. Das führte dazu, dass innerhalb eines Jahres aus der „aussichtslosen Theatergründung“ ein bundesweiter Erfolg wurde.
Parallel dazu begann die schwule Subkultur insgesamt, sich zu relativieren und bald gänzlich aufzulösen. Zuletzt lag das Café Tuc Tuc in Altona weitab vom Schuss und war nur noch ein Lokal wie alle anderen.  

Außenansicht jenes Lokals, das seinen Namen von einem mürben Keksgebäck übernommen hatte. (Pikanterweise wurde im Fernsehen für dieses Produkt von Walter Sedlmayr geworben, einem Münchner Volksschauspieler, dessen Homosexualität erst viele Jahre später im Rahmen seiner grausamen Ermordung ans Licht kommen sollte.)
Die Kekse wurden übrigens in der Kneipe niemals verkauft. „Das wäre ja zu albern gewesen“, erklärte mir Marcel Le Comte.

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